Szenenfoto "Dantons Tod"

WIENER STAATSOPER/MICHAEL PÖHN

Wolfgang Koch in der Titelrolle

"Dantons Tod" live aus der Staatsoper

Gottfried von Einems Revolutionsoper übertrug Ö1 live aus der Wiener Staatsoper am 24. März 2018: mit Wolfgang Koch (George Danton), Herbert Lippert (Camille Desmoulins), Jörg Schneider (Hérault de Séchelles), Thomas Ebenstein (Robespierre), Olga Bezsmertna (Lucille) u.a. Die musikalische Leitung hatte Susanna Mälkki inne.

Mittagsjournal | 21 03 2018

Gernot Zimmermann

Von Einem gelingt der Durchbruch

Nur wenige Monate nach der Weltpremiere bei den Salzburger Festspielen hat auch die Wiener Staatsoper Gottfried von Einems Opernerstling "Dantons Tod" präsentiert - in der Produktion der Uraufführung von 1947 und dirigiert von Ferenc Fricsay sowie mit Paul Schöffler als Danton und Maria Cebotari als Lucille, die bereits in Salzburg die Oper mit zum Erfolg geführt hatten. Allerdings ist diese Einstudierung nach nur vier Aufführungen im Theater an der Wien, dem damaligen Ausweichquartier der Wiener Staatsoper, vom Spielplan verschwunden.

20 Jahre sollten vergehen, bis das Werk 1967 erstmals im Opernhaus am Ring gezeigt wurde - mit Eberhard Waechter als Danton, der bereits 1963 bei den Wiener Festwochen in dieser Rolle bejubelt worden war, sowie Lisa Della Casa als Lucille; und weitere 46 Jahre (seit der letzten Vorstellung 1972) bis zur jetzigen Wiederbelebung des einstmals recht häufig gespielten Erfolgsstücks.

Nach Georg Büchners Theaterstück

Während das Theater an der Wien im Jahr des 100. Geburtstags von Gottfried von Einem die Dürrenmatt-Vertonung "Der Besuch der alten Dame" präsentiert, zeigt die Wiener Staatsoper erneut das im Grunde zeitlose Revolutionsstück - jetzt in einer Inszenierung von Josef Ernst Köpplinger, musikalisch geleitet von Susanna Mälkki und mit dem Bariton Wolfgang Koch in der Titelrolle.

Wolfgang Koch (George Danton) und Herbert Lippert (Camille Desmoulins)

Wolfgang Koch (George Danton) und Herbert Lippert (Camille Desmoulins)

Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

Die Oper "Dantons Tod" basiert auf einem mehr als 100 Jahre zuvor entstandenen Theaterstück von Georg Büchner. Gottfried von Einem, gemeinsam mit seinem Lehrer Boris Blacher, hat selbst das Libretto verfasst. Die Vorlage aus 32 Szenen haben beide effektiv zu einer nur knapp 100 Minuten dauernden Oper in zwei Teilen kondensiert, dennoch sind dabei auch weite Teile des Büchner’schen Originals erhalten geblieben.

Wie konsequent vorgehen?

Vor dem Hintergrund der Französischen Revolution, in Paris 1794, ist die Handlung angesiedelt. Robespierre und Danton sind einst gemeinsam gegen den Adel aufgestanden, doch nun entzweien sie sich. Streitpunkt ist die Frage, wie konsequent (und wie brutal) gegen die Gegner vorgegangen werden soll.

Thomas Ebenstein als Robespierre

Thomas Ebenstein als Robespierre

Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

Gemäßigt und gewaltlos will Danton eine Republik schaffen, während Robespierre im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen geht und die Köpfe rollen lässt - wer sich gegen ihn und seine Anhänger stellt, wird kurzerhand zum Feind erklärt und beseitigt. Letztendlich wird auch Danton selbst dieses Schicksal erfahren. Terror, Massenmanipulation und Populismus sind die Themen dieses Werks.

Salzburger Premiere

Mit "Dantons Tod" war dem in Bern geborenen "Componisten" Gottfried von Einem (er selbst hat stets die Schreibweise mit C verwendet) der internationale Durchbruch gelungen, sein Werk in sechs Bildern war die erste Oper eines lebenden Komponisten, die bei den Salzburger Festspielen zur Uraufführung gekommen ist.

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