Martin Luther King

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I have a dream

Zum 50. Todestag von Martin Luther King

Der Widerstand gegen die Sklaverei entzündete sich im 19. Jahrhundert immer wieder an der Frage, ob man sich innerhalb oder außerhalb des Systems organisieren sollte.

Radikale Abolitionisten wie David Walker positionierten sich klar gegen die weiße Unterdrücker-Gesellschaft, indem man die Weißen als die natürlichen Feinde der Schwarzen betrachtete. Martin Delany, der Vater des schwarzen Nationalismus, ging noch einen Schritt weiter und rief alle Schwarzen und Mulatten dazu auf, sich auf ihre Identität als Afrikaner zu besinnen. Er forderte für alle Afro-Amerikaner eine eigene Nation nach dem Vorbild Ungarns in der k.u.k. Monarchie - oder gleich die Rückkehr der Schwarzen nach Afrika.

Malcom X

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Malcom X

Dem gegenüber plädierten die sogenannten Integrationisten wie Booker T. Washington für Ausbildung statt Rebellion. Für die Verbesserung der rechtlichen Situation der Schwarzen innerhalb der weißen Mehrheitsgesellschaft setzte sich ab 1909 die National Association for the Advancement of coloured people (NAACP) ein, die bald zur größten nationalen Bürgerrechtsorganisation aufsteigen sollte.

Ganz andere Ziele verfolgte die 1916 von Markus Garvey gegründete Universal Negro Improvement Association (UNIA). Sie propagierte als Organisation die Idee des Schwarzen Nationalimus, der 1920 mit der Ausrufung der African Republic in den USA seinen Ausdruck fand. Im 20. Jahrhundert vertiefte sich dieser Graben zwischen Integrationisten und Nationalisten anhand der beiden Opponenten Martin Luther King und Malcolm X.

Während die schwarze Bürgerrechtsbewegung unter King wichtige juristische Etappensiege gegen die Segregation in Schulen, Autobussen und beim Wahlrecht feierte, wetterte der islamisch geprägte Aktivist Malcolm X. gegen King: Nur ein Dummkopf oder Blinder verbrüdere sich laut Malcolm X. mit seinem Feind, Kings Lehre sei Opium für das Volk, der Menschenrechtsaktivist sei nur eine Marionette der Schwarzen.

Martin Luther King, March on Washington

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Als Martin Luther King nach dem March on Washington seine berühmte Rede "I have a dream" hielt, ätzte Malcolm X., der March sei eine Farce on Washington. Die von King geleitete Bürgerrechtsbewegung würde den Kampfgeist der Schwarzen nur einschläfern, der amerikanische Alptraum gehe in den Ghettos der Schwarzen unbeirrt weiter.

March on Washington

"March on Washington" für Bürgerrechte am 28. August 1963

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In den 1960er Jahren näherten sich Martin Luther King und Malcolm X. in ihren gegensätzlichen Positionen indes immer weiter an: King wurde in seinem Engagement für Menschenrechte und gegen den Vietnam-Krieg radikaler und Malcolm X. wollte gegen Ende seines Lebens sogar mit der schwarzen Bürgerrechtsbewegung zusammenarbeiten. Die Ermordung von Malcolm X 1963 und Martin Luther King 1968 machte dieser Annäherung ein jähes Ende.

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Johannes Gelich

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