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Lebenskunst
Die unauslöschlichen Spuren des Martin Luther King
Am 28. August 1963 sprach Martin Luther King in Washington DC vor 250.000 Menschen. Der wortgewaltige Baptistenpastor forderte die volle Gleichberechtigung der afroamerikanischen Bürgerinnen und Bürger - in einer Ansprache, die zu einer der berühmtesten politischen Reden des 20. Jahrhunderts werden sollte.
30. März 2018, 08:18
"I have a dream that one day this nation will rise up and live out the true meaning of its creed - we hold these truths to be self-evident: that all men are created equal."
Lebenskunst
50. Todestag Martin Luther King 01 04 2018 | 07:05 Uhr
"Wenn man seine Texte liest: die sind sehr eindrucksvoll. Wenn man ihn hört, ist es noch eindrucksvoller", erinnert sich wenige Wochen vor seinem Tod im Jänner 2018 der lutherische Pastor Heinrich Grosse aus Hannover. Damals, auf dem Höhepunkt der Bürgerrechtsbewegung, hatte der junge Deutsche in Boston Theologie studiert, mit einem Stipendium des Weltkirchenrates. In den USA hatte sich der junge, kritische Theologe Grosse zu einem Mitstreiter Martin Luther Kings entwickelt.
"Das Besondere an ihm war, dass er sich nicht einfach nach Mehrheitsmeinungen gerichtet hat, sondern immer gesagt hat: Wir müssen auf schöpferische, kreative Weise nonkonformistisch und unangepasst sein. Und wir dürfen uns an Armut und Rassismus und Krieg nicht anpassen. Und wir Christen sollten Thermostaten sein, die die Temperatur der Gesellschaft verändern können, aber nicht Thermometer, die alles nur registrieren und mitmachen."
"Christentum in Aktion", so verstand Martin Luther King sein politisches Engagement. Denen eine Stimme zu geben, die ohne Stimme sind, das sah der Lehrerinnensohn aus dem rassistisch geprägten Süden der USA als seine Mission.
"I have a dream that one day on the red hills of Georgia the sons of former slaves and the sons of former slave-owners will be able to sit down together at a table of brotherhood. "
Einen Tag vor seiner Ermordung hatte Martin Luther King noch eine prophetische Rede in Memphis/Tennessee gehalten. "Da sagt er in seiner letzten Predigt, als er wieder nach Memphis kam: Ich bin auf dem Gipfel des Berges gewesen, ich habe das gelobte Land gesehen – und damit vergleicht er sich mit Mose -, der auf dem Berg steht und selber nicht in das gelobte Land hinein kann – aber er sagt: Ihr, die Schwarzen, die Afroamerikaner, ihr werdet das Land sehen. Und am nächsten Tag wurde er ermordet. Das wirkt so, als ob er seinen Tod geahnt hätte", erzählt Gorsse.
Die Nachricht vom Mord an Doktor King löste in den USA eine Welle des Entsetzens aus. Es war ein weißer, mehrfach vorbestrafter Rassist namens James Earl Ray, der Martin Luther King wenige Stunden nach dieser "Promised-Land"-Rede auf dem Balkon eines Motels in Memphis erschoss.
"I have a dream that my four little children will one day live in a nation where they will not be judged by the colour of their skin but by the content of their character. "
"Das ist mir besonders wichtig, Martin Luther King wird immer so gesehen als ein Mann, der einen Traum hatte. Das finde ich auch wichtig: Er hatte eine Vision, er wollte etwas erreichen, das noch nicht erreicht war, aber er war kein illusionärer Träumer. Und er hat sich eingesetzt für die Menschen, für die Geringsten unter seinen Brüdern und Schwestern, und er hat einen Streik von ausgebeuteten Müllarbeitern in Memphis unterstützt, und das muss man sich auch immer klar machen: Er ist zu Tode gekommen, als er sich einsetzte für die Geringsten unter seinen Brüdern und Schwestern. Da wurde er ermordet", sagt Pater Grosse.
Der christliche Glaube, das war das Credo Martin Luther Kings, hat sich im handeln zu bewähren, nicht nur in frommen, salbungsvollen Worten. Dass man dafür mitunter einen hohen Preis zu bezahlen hatte, das hatte der charismatische Baptistenprediger – in der Nachfolge seines Herrn und Erlösers – bewusst in Kauf genommen.