Altes Röhrenradio von Philips

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Von Ernst Grissemann

Liebeserklärung ans Radio

Axel Cortis akustische Gestaltungen von Texten waren leuchtende Vorbilder für mich. Der glückliche Zufall, der uns beide 1952 an dasselbe Radiomikrofon gestellt hatte, nämlich das der Sendergruppe West, Radio Innsbruck, war schließlich auch die Grundlage für eine Freundschaft, die sich von gegenseitigem Respekt nährte.

Oft konnten wir über die gleichen, auch über dieselben Dinge lachen. In den 80ern und Anfang der 90er Jahre lachten wir bei unseren "Süppchen-Essen" - so nannte Axel unsere regelmäßigen Feinschmeckerabende - über Machtmenschen und Duckmäuser. Über vieles, was mal war, und vieles, was ist.

Er berichtete von seiner Regiearbeit und von seiner Arbeit am "Schalldämpfer", der wöchentlichen Radioglosse, die er ohne einen einzigen Ausfall von 1968 bis zu seinem frühen Tod 1993 schrieb und sprach. Vom Essen und vom Trinken hat Axel nicht nur viel gehalten, er hat davon auch viel verstanden. Die Qualität eines Abendmahls war ihm fast ebenso wichtig wie das Regiekonzept eines Hörspiels oder das Thema eines "Schalldämpfers". Lang ist's her.

Natürlich gab es damals wie heute Menschen, die bei aller Anerkennung der beeindruckenden Präsenz Axel Cortis seine - wie sie sagten - komplizierte Art im Umgang mit Kunden, Künstlern und Kollegen beklagten. Axel Corti wäre niemals der erfolgreiche Polyhistor geworden, als der er in die österreichische Mediengeschichte eingegangen ist, hätte er sich je etwas zugemessen, was ihm nicht zustand.

Und alle, die ernsthaft mit ihm gearbeitet haben, wissen das, sie haben bei dieser Arbeit mit Corti erlebt, wie sehr umfangreiche, oft mühselige Vorarbeit sowie absolute Genauigkeit in Inhalt, Gestaltung und Stil die unabdingbaren Voraussetzungen für den Erfolg der Arbeit sind. Und da erwarb er sich den Ruf des Schwierigen. Für den Denker, Schreiber, Sprecher, Künstler, Lehrer, Journalisten und Mahner Axel Corti ein Adelstitel.

Ernst Grissemann