Schatten einer Kuh in Indien

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Ernährungstrends und Religionen - Leibhafte Religion Teil 3

Mens sana in Corpore sano - einem alten lateinischen Sprichwort zufolge lebt ein gesunder Geist in einem gesunden Körper - gesund auch aufgrund seiner Ernährung. Und das Essen spielt in den Religionen, nicht nur zu den großen Feiertagen - eine wichtige Rolle: Ist es doch auch ein sozialer Akt, Familie, Freunde werden zum Essen eingeladen und in manchen Traditionen auch Bedürftige.

Im Hinduismus gelten Kühe als heilig und dürfen nicht angerührt, geschweige denn gegessen werden. Am Seder-Abend gebietet die jüdische Tradition sieben Speisen, darunter bittere Kräuter. In der katholischen Kirche war es lange verboten, am Freitag Fleisch zu essen und im Islam muss Fleisch "halal" sein, also auf eine bestimmte Art und Weise geschlachtet werden, um überhaupt gegessen werden zu dürfen. Das sind nur einige Beispiele für sehr alte religiöse Traditionen und Speisevorschriften.

Buddhistisches Essen auf dem Tisch, Vogelpersektive

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"Nicht alle Buddhisten sind Vegetarier. Wären alle erleuchtet und am Ende des Weges, dann wäre es wahrscheinlich so."

Die große Frage heute ist: was darf oder soll man noch essen, vor allem in den modernen wohlhabenden Industriestaaten. Aus buddhistischer Sicht solle auf Fleisch verzichtet werden, meint Gerhard Weißgrab, Präsident der buddhistischen Religionsgesellschaft in Österreich, allerdings nicht dogmatisch.

"Wenn es wahr ist, dass Tiere uns Menschen viel ähnlicher sind als wir bisher vermutet haben, dann ist das was wir heute tun eigentlich ein Verbrechen."

Kurt Remele, kathoischer Theologe und Tierethiker versucht den Veganismus aus christlicher Sicht herzuleiten, indem er für eine Veränderung der Sicht auf Tier eintritt. Papst Franziskus habe hier mit seiner Umweltenzyklika viel geleistet: er sei der erste Papst, der ausgesprochen habe, dass Tiere "in den Himmel kommen".

"Fleisch soll im Judentum mit sehr großer Verantwortung verzehrt werden. Wenn man ein Tier schon töten muss, dann soll es respektvoll sein."

Vegetarisch oder sogar vegan haben sich laut Bibel auch die Menschen vor der Sintflut ernährt. In der Erzählung vom Paradies leben Mensch und Tier friedlich zusammen und ernähren sich rein pflanzlich. Erst nach Noah, so Danielle Spera, die Direktorin des Jüdischen Museums Wien, habe man in der jüdischen Tradition Fleisch essen dürfen.

"Fleisch war Jahrhunderte lang immer etwas sehr Rares, Edles, Teures. In unserem Kulturraum eine alte Sehnsucht, die immer nur einem kleinen Teil der Bevölkerung zugänglich war."

Einen Trend zu weniger Fleisch und bewusster Ernährung sieht auch die Ernährungstrendforscherin Hanni Rützler: der Flexitarier werde sich langfristig durchsetzen, ist sie überzeugt:“ Er isst sehr bewusst und nur selten Fleisch, wenn dann nur beste Qualität.“ Immer mehr Menschen lehnen die Massentierhaltung dezidiert ab und wollen weniger, dafür aber Fleisch aus artgerechter Haltung, verbunden mit möglichst wenig Tierleid.