MARTINA FRÜHWIRTH
1923
Knappensiedlung Hüttenberg, Kärnten
Hüttenberg im Görschitztal war einst das wirtschaftliche Zentrum von Kärnten. Die Hüttenberger Eisenwerksgesellschaft ging Ende des 19. Jahrhunderts in die Österreichische Alpine Montangesellschaft über, in deren Auftrag das Wiener Architektenduo Siegfried Theiß & Hans Jaksch die sogenannte Knappensiedlung auf etwa 1.000 Meter Seehöhe am Erzberg von Hüttenberg plante.
3. Oktober 2018, 13:20
Häuserzeilen als Höhenlinien
Martina Frühwirth
Fertigstellung: 1923
Architektur: Siegfried Theiss & Hans Jaksch
Adresse: 9376 Hüttenberg, Am Knappenberg
Die Knappensiedlung in Hüttenberg gilt als Paradebeispiel für Siedlungsbau in einer topographisch herausfordernden Umgebung. Wilfried Kleer hat – als pensionierter Bergmann – größten Respekt vor der Ingenieursleistung in exponierter Hanglage: "Es sind ja doch 108 Einzelhäuser, die da gebaut worden sind. Bis heute gab es noch nie eine Rutschung, die Häuser stehen heute da, wie sie gebaut worden sind."
Das Architektenduo Theiss & Jaksch zählte damals zu den wichtigsten Büros in Wien. Über fünf Jahrzehnte hielt die Arbeitsgemeinschaft, die 1907 begründet worden war. Zu den bekanntesten Bauwerken zählen das Wiener Hochhaus in der Herrengasse und die Reichsbrücke, beides in den 1930er Jahren errichtet. Auch an der Planung zahlreicher Gemeindebauten des Roten Wien waren Jaksch und Theiss beteiligt.
Die Häuserzeilen verlaufen entlang der Höhenlinien am Berg und ermöglichen ein bequemes Flanieren, trotz des steilen Terrains. Die Wege zwischen den Häuserzeilen sind weitgehend autofrei. 1978 verkündeten Manager der VOEST das Aus für den Bergbau, und das Leben in der Siedlung änderte sich. Wo einst Kinderstimmen zu hören war, ist es heute auffallend ruhig. Ihr einheitliches Aussehen hingegen konnte die Siedlung bis heute weitgehend beibehalten: weiß geputzte Betonsockel, darüber ein Stockwerk aus Holz, grün gestrichene Fensterläden, weiße Fensterrahmen und als Abschluss ein Satteldach.
Die Gemeinde Hüttenberg nimmt im Bezirk St. Veit an der Glan den ersten Platz bei Zweitwohnsitzen ein. Besonders ältere Menschen schätzen die Sommerfrische am Berg, während im Tal die Hitze brütet. Die Häuser der Knappensiedlung sind für heutige Verhältnisse klein und damit vergleichsweise leicht zu erhalten. Jedes Siedlungshaus verfügt über einen Garten. Ursprünglich gab es bei jedem Haus in der Siedlung auch einen kleinen Stall für Nutztiere – Schweine oder Hühner. Heute verbietet die Widmung allerdings die Haltung von Nutztieren, für ein möglichst friktionsfreies Zusammenleben Tür an Tür.
Service
Architektenlexikon - Hans Jaksch
Architektenlexikon - Siegfried Theiss
Marktgemeinde Hüttenberg