Justizpalast

APA/ROLAND SCHLAGER

1927

Justizpalast, Wien

Bei den blutigen Unruhen am 15. Juli 1927, die auf den Freispruch der Täter von Schattendorf folgten, wurde der Justizpalast in Wien in Brand gesteckt. Das gesamte oberste Stockwerk war zerstört. Die Aufstockung sorgte für Aufregung.

Auf Brand folgt Schand'

Daniela Knaller

Damals divergierten die Meinungen, ob der Palast - als Symbol der Reaktion - abgerissen oder erneuert werden sollte. Die konservativen Kräfte setzen sich durch, und so wurde das von Alexander Wielemans 1881 fertig gestellte Gebäude wiederhergestellt.

Ein Wettbewerb wurde ausgeschrieben, den der in der Monarchie ausgebildete Architekt Heinrich Ried – bekannt für seine manieristische Richtung, gewann. Als nach der Abtragung der Baugerüste die Aufstockung sichtbar wurde, die sich unzeitgemäß mit kräftigen Farben und Ornamenten präsentierte, brach ein Sturm der Entrüstung aus.

Stirnfront von links. (Standort bei Palais Epstein/Ring). Bald nach Vollendung des ursprünglichen Baues; um 1885

Stirnfront von links. (Standort bei Palais Epstein/Ring). Bald nach Vollendung des ursprünglichen Baues; um 1885

ÖNB

Die Architekturhistorikerin Ursula Prokop schreibt im Architektenlexikon: "Diese demonstrative Negation aller sachlichen Zeitstile und Strömungen – nach heutiger Auffassung eine Art Vorwegnahme der Postmoderne – brachte Ried bei der Wiederherstellung und Aufstockung des Wiener Justizpalastes, die er um 1930 durchführte, in Schwierigkeiten. (…) Nahezu alle Fachleute und Architekten, inklusive Josef Frank und Josef Hoffmann, verurteilten die ‚Justizpalastschande‘. Eine Ehrenbeleidigungsklage Rieds blieb allerdings ohne Folgen für die Kritiker."

Alliierte Besatzung in Wien 1945: Wachablöse vor dem Justizpalast.

Alliierte Besatzung in Wien 1945: Wachablöse vor dem Justizpalast.

ÖNB/BLAHA

Der Wiener Justizpalast beherbergt den Obersten Gerichtshof, die Generalprokuratur, das Oberlandesgericht Wien, die Oberstaatsanwaltschaft Wien und das Landesgericht für Zivilrechtsachen Wien. Nach einer umfassenden Generalsanierung steht das Gebäude seit 2007 seinen Benutzern wieder offen.

Justizpalast, innen

APA/GEORG HOCHMUTH

"Erneuert worden ist hier so gut wie alles", so Architekt Robert Grossmann vom Atelier 23. Er hat für die Bundesimmobiliengesellschaft die Generalsanierung des Justizpalastes in der Endphase geleitet: "Die gesamte Haustechnik ist erneuert worden, die Sicherheitstechnik, die Beleuchtung, viele Neubauteile. Wir haben einen Dachbodenausbau gemacht mit über 5.000 m2. Es wurden neue Fluchtstiegen errichtet, die Bibliothek wurde ausgebaut, Raumressourcen wurden frei gemacht und es wurden alle Oberflächen restauriert. Eine der größten Herausforderungen war es, die große Halle zu sanieren. Die dortige Stahlkonstruktion war am Ende ihrer Lebensdauer", erläutert Robert Grossmann.

  • Justizpalastbrand, 15. Juli 1927

    Justizpalastbrand, 15. Juli 1927

    ÖNB

  • Berittene Polizei vor dem Justizpalast, 15. Juli 1927

    Berittene Polizei vor dem Justizpalast, 15. Juli 1927

    ÖNB

  • Menschenmenge vor dem brennenden Justizpalast

    Menschenmenge vor dem brennenden Justizpalast

    ÖNB/HILSCHER

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Die Hauptidee war, das geschichtsträchtige Gebäude in Ringstraßennähe einerseits zu erhalten, andererseits in die jetzige Zeit zu bringen, was auch gut gelungen ist.

Service

Weblexikon der Wiener Sozialdemokratie - Justizpalastbrand

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