ORF/URSULA HUMMEL-BERGER
1951
Per-Albin-Hansson-Siedlung, Wien
1947 wurde der erste Baustein gelegt und 1977 war mit dem Olof-Palme-Hof die Siedlung komplett. Heute leben dort 14.000 Einwohner in 6.000 Wohnungen. Das entspricht der Einwohner-Zahl von Eisenstadt.
12. Juli 2018, 05:00
Kommunaler Wohnbau im Wiederaufbau
Natasa Konopitzky
Fertigstellung erster Bauteil: 1951
Architektur: Simony, Wörle, Schuster, Pangratz
Adresse: 1100 Wien
"Die Per-Albin-Hansson-Siedlung ist spannend, weil man da 30 Jahre kommunalen Wohnbau nachvollziehen kann", sagt Gudrun Hausegger. Sie ist Architekturhistorikerin und Kritikerin beim Magazin "Architektur Aktuell".
Der älteste Bauteil ist die Per-Albin-Hansson-Siedlung West, fertiggestellt 1951. Mit Anleihen an die Gartenstadtbewegung der 1920er Jahre wurde eine Siedlung mit dörflichem Charakter gebaut. Leistbare Einfamilienhäuser mit Garten in der typischen nüchternen Nachkriegsarchitektur. "Diese Reihenhäuser sind nicht sehr groß, haben aber nach hinten einen Garten, einen persönlichen Freiraum. Das hat eine eigene Qualität, die bis heute funktioniert", sagt Gudrun Hausegger. Aus Dank für die Hilfe Schwedens beim Wiederaufbau Wiens, gab man der Siedlung den Namen des ehemaligen schwedischen Ministerpräsidenten Per Albin Hansson.
ÖNB
Im zweiten Bauteil – der Per-Albin-Hansson-Siedlung Nord - stehen keine Einfamilienhäuser, sondern dreistöckige Wohnbauten. Die ersten Plattenbauten Wiens, errichtet in den 1960er Jahren. Der Begriff "Plattenbau" kommt wortwörtlich von der Platte: 5 mal 2,5 Meter große vorgefertigte Platten wurden von einem Kran zusammengefügt. Die Auslegeweite des Krans bestimmte die Abstände zwischen den Wohnblöcken. Deshalb sprach man in den 60er Jahren von der "Diktatur des Krans".
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Die Per-Albin-Hansson Siedlung Ost – kurz Paho genannt – ist der jüngste der drei Bauteile. Darin steht der der markanteste und größte Wohnblock, der Olof-Palme-Hof. Ein neun- bis zwölfgeschossiger Plattenbau der zweiten Generation mit mehr als 400 Wohnungen. Der Olof-Palme-Hof war in den 1980er Jahren als sozialer Brennpunkt verschrien. Mittlerweile fühlen sich die Bewohner wohl: In einer Umfrage im Jahr 2017 beurteilten 70 Prozent der Einwohner die Wohnqualität als "gut" bis "sehr gut".
Der kommunale Wohnbau der Nachkriegszeit unterscheidet sich grundlegend von jenem der Zwischenkriegszeit, sowohl architektonisch als auch vom sozialen Gedanken her, sagt Gudrun Hausegger: "In den 20er Jahren gab es einen sehr hohen sozialen Anspruch. In den 60er Jahren ging es vor allem darum, viel Wohnraum in möglichst kurzer Zeit zu bauen. Diese Plattensiedlungen waren nicht mehr von dieser großen sozialen Gesamtidee geprägt, die ist nach dem zweiten Weltkrieg nicht mehr wieder auferstanden."
Gestaltung
- Natasa Konopitzky