
ORF/JOSEPH SCHIMMER
1953
Ringturm, Wien
Der 73 Meter hohe Ringturm (inklusive Wetterleuchte sogar 93 Meter) besteht aus einem 20-stöckigen Hochhaus und aus einem angrenzenden, siebenstöckigen Gebäude. Insgesamt 500 Menschen arbeiten heute hier für die Vienna Insurance Group und die Wiener Städtische Versicherung. 1953 wurde mit dem Bau der neuen Zentrale der Wiener Städtischen Versicherung begonnen – nach den Plänen von Erich Boltenstern im Stil der "moderaten Moderne“.
25. Juni 2018, 05:00
Als Wien hoch hinaus wollte
Natasa Konopitzky
Baubeginn: 1953
Architektur: Erich Boltenstern
Adresse: 1010 Wien,
Schottenring 38
Die Idee das erste Hochhaus in Wien zu errichten, stammt vom damaligen Generaldirektor der Wiener Städtischen Versicherung Norbert Liebermann. Er war nach seiner Flucht vor den Nationalsozialisten in die USA nach Österreich zurückgekehrt und fasste den Entschluss: "Wir bauen ein Hochhaus“. 1953 wurde mit dem Bau der neuen Zentrale der Wiener Städtischen Versicherung begonnen – nach den Plänen von Erich Boltenstern im Stil der moderaten Moderne.

ARCHIV BOLTENSTERN
"Es gab Anfang der 1950er Jahre Wahlplakate auf denen stand ‚Wien wird Weltstadt‘, und da ist schon so eine Art abstrahierter Ringturm drauf“, sagt der Architekt Adolph Stiller. Er leitet die Ausstellungsreihe "Architektur im Ringturm“ im Erdgeschoss des Gebäudes am Schottenring.
"Hochhäuser und Mini-Wolkenkratzer bedeuten Aufschwung. Es war– zehn Jahre nach der totalen Katastrophe – wirklich ein neuer Schwung zu spüren und zu sehen“.
Ursprünglich war geplant, auf der anderen Straßenseite noch einen zweiten Turm zu bauen. "Tor zur Zukunft“ hätte das Ensemble heißen sollen. Es blieb aber bei nur einem Turm, der 1955 fertig gestellt wurde.
Manche deuteten ihn als erhobenen Zeigefinger für die Russen jenseits der Zonengrenze im Zweiten Bezirk, um zu zeigen: Hier im Westsektor geht es bergauf!

ORF/JOSEPH SCHIMMER
Der Name ist eine Wortschöpfung und wurde durch ein Preisausschreiben ermittelt. "Ringturm“ konnte sich gegen "City-Haus“, "Hoch-Eck“, "Sonnblick-Haus“ oder "Versicherungs-Hochhaus“ durchsetzen. Der Wiener Oscar Wittinger erhielt 2.000 Schilling für seine Idee.
Der 20. Stock ist rundum verglast und bietet einen Panoramablick über die Stadt.
"Ursprünglich war hier auch ein Mitarbeitererholungsraum, mit einem kleinen Café. Das wurde im Laufe der Zeit zu einem Repräsentationsraum für wichtige Pressekonferenzen und Geschäftspartner aus dem Ausland; die werden hier empfangen und bekommen die Stadt von oben zu sehen", erzählt Adolph Stiller.
Open House
Dieses Bauwerk kann im Rahmen der Veranstaltung Open House Wien am Wochenende des 15. und 16. September 2018 kostenlos besichtigt werden.
Gestaltung
- Natasa Konopitzky