Stadthalle Wien, Außenaufnahme

ARCHITEKTURZENTRUM WIEN, SAMMLUNG/FOTO: MARGHERITA SPILUTTINI

1955

Wiener Stadthalle, Wien

"Ich habe hier in der Nähe gewohnt und bin sehr häufig zur Baustelle gepilgert und habe mir den Fortschritt angesehen. Da dachte ich, es wäre ja gar nicht schlecht, hier einmal zu arbeiten." 1955 befand sich die Wiener Stadthalle gerade in Bau. Herbert Groiss wuchs nahe dem ehemaligen Exerzierplatz im 15. Bezirk auf und beobachtete die Fortschritte am Großprojekt genau. Innerhalb von 51 Monaten Bauzeit wurde die Wiener Stadthalle errichtet.

Gesamtkunstwerk und Wirtschaftsfaktor

Jakob Fessler

Die Eröffnung fand am 21. Juni 1958 durch den damaligen Bundespräsidenten Adolf Schärf statt. Aus diesem Anlass spielten damals zum ersten und einzigen Mal in ihrer Geschichte die Wiener Philharmoniker und die Wiener Symphoniker gemeinsam als Orchester. 2018 feiert die Stadthalle also ihr 60-jähriges Bestehen.

1960, zwei Jahre nach der Stadthalleneröffnung, begann Herbert Groiss im Alter von 18 Jahren schlussendlich in der Stadthalle zu arbeiten. Er half bei Umbauarbeiten wie beispielsweise beim Aufbau der Osttribüne in der Halle D. "Das war harte Knochenarbeit", erinnert sich der heute 76-Jährige. Außerdem begann Herbert Groiss als Billeteur zu arbeiten. Zeitgleich studierte er Maschinenbau. Freitagfrüh bis Sonntagabend verbrachte er die Zeit in der Stadthalle, bevor es am Montag wieder in den Hörsaal ging. Mit dem Einstieg ins Berufsleben als Maschinenbautechniker beendete er seine Arbeit in der Wiener Stadthalle, bis er nach seiner Pensionierung 2003 in den Publikumsdienst zurückkehrte.

  • Stadthalle Wien

    ARCHITEKTURZENTRUM WIEN, SAMMLUNG/FOTO: MARGHERITA SPILUTTINI

  • Stadthalle Wien, innen

    ARCHITEKTURZENTRUM WIEN, SAMMLUNG/FOTO: MARGHERITA SPILUTTINI

  • Stadthalle Wien

    ARCHITEKTURZENTRUM WIEN, SAMMLUNG/FOTO: MARGHERITA SPILUTTINI

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Roland Rainer ist der Architekt dieses prestigereichen Großbauwerks, das als Symbol für den Wiederaufbau und die optimistische Zukunftsgewandheit der Stadt Wien in der Nachkriegszeit gesehen wird. Rainers Entwurf erhielt den Zuschlag im internationalen Wettbewerb für die Errichtung der Stadthalle. 1910 wurde Roland Rainer in Klagenfurt geboren und war später unter anderem Mitglied der Einheitspartei "Vaterländische Front" und der NSDAP. 2006 wurde der Platz vor der Wiener Stadthalle in "Roland-Rainer-Platz" umbenannt. Aufgrund des Naheverhältnisses von Roland Rainer zum Nationalsozialismus wurde diese Entscheidung nicht nur befürwortet.

Stadthalle Wien, Außenaufnahme

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Die Halle D bietet bis zu 16.000 Besuchern Platz und ist Österreichs größte Veranstaltungshalle. Zahlreiche Sportveranstaltungen und Konzerte fanden hier schon statt. Es gibt kaum einen großen Star, der hier nicht auftrat. Die musikalische Bandbreite reicht von den Rolling Stones über André Rieu bis zu Lady Gaga. Eines der Lieblingskonzerte von Herbert Groiss spielte Udo Jürgens, der insgesamt 33 Mal in die Stadthalle kam. Rund eine Million Besucher zählt die Stadthalle Wien jährlich.

Innenansicht der Wiener Stadthalle

APA/HANS PUNZ

Herbert Groiss empfindet eine große Verbundenheit zur Stadthalle, für ihn ist sie nicht nur ein Gebäude, sondern ein Gesamtkunstwerk. So finden sich im und um den Gebäudekomplex eine Steinskulptur von Fritz Wotruba, die Stahlplastik "Die Bewegung" von Wander Bertoni, Mosaiken von Carl Unger und Maria Biljan-Bilger und der 12 Meter langen Wandteppich von Herbert Boeckl "Die Welt und der Mensch". Herbert Groiss gibt seine Begeisterung für das Bauwerk übrigens auch im Rahmen von Führungen gerne ans Publikum weiter.

Mosaik in der Stadthalle Wien

ARCHITEKTURZENTRUM WIEN, SAMMLUNG/FOTO: MARGHERITA SPILUTTINI

Herbert Groiss

Über das Publikum der Wiener Stadthalle

Service

Im Architekturzentrum Wien findet die Ausstellung “Roland Rainer. (Un)Umstritten." statt. Eröffnet wird sie am 20. Oktober 2018 mit einem Symposium über “Neue Erkenntnisse zum Werk (1936–1963)".

Wiener Stadthalle – Geschichte

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