Ein Schild vor dem Hintergrund der Bettentürme am Gelände des AKH

APA/ROLAND SCHLAGER

1994

Allgemeines Krankenhaus der Stadt Wien

Auf das Allgemeine Krankenhaus der Stadt Wien, kurz AKH, trifft die für Großbauwerke oft verwendete Phrase von der "Stadt in der Stadt" tatsächlich zu. Aber wie findet man sich hier zurecht? Wie ist es zu der Beschilderung gekommen? Antwort gibt ein Architektenpaar, das an der Planung der Anlage mit der ARGE AKH beteiligt war, aber auch für die Entwicklung des Leitsystems.

Wege zwischen grünem und rotem Bettenturm

Gestaltung: Rafael Kopper

Das Allgemeine Krankenhaus der Stadt Wien ist ein Gebäude der Superlative: 1.773 Betten, 8.893 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, über eine halbe Million Ambulanzfälle pro Jahr. Es ist Wiens Universitätsklinik, beherbergt religiöse Einrichtungen aller monotheistischen Konfessionen, eine Schule, eine Bank, ein Postamt, einen Supermarkt und sogar ein Reisebüro.

Das AKH ist Österreichs mit Abstand größtes Spital und auch im europäischen Vergleich liegt es im Spitzenfeld. Sein Bau führte zu einem der größten Skandale der Republiksgeschichte, inklusive Schmiergeldaffäre und Kostenexplosion. Es hat eine eigene U-Bahn-Station, ein eigenes Elektrizitätswerk und eine eigene Starbucks-Filiale. Im Inneren gibt es Bezeichnungen wie "Südstraße" und "Westplatz", und auf Ebene 5 man kann über vier Minuten geradeaus gehen, ohne auf ein Hindernis zu treffen.

  • Eingangsbereich, Medizinischer Universitätscampus

    MEDUNI WIEN/AKH WIEN/HOUDEK

  • AKH Wien, Außenaufnahme

    Archivaufnahme

    ARCHITEKTURZENTRUM WIEN, SAMMLUNG/FOTO: FRIEDRICH ACHLEITNER

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Ernst Kopper und Johanna Kopper waren gemeinsam mit einem Team von einem Dutzend Architektinnen und Architekten für die Planung der Orientierung im AKH zuständig und erklären das Leitsystem, das auf dem Raster des Gebäudes beruht: "Das ganze Haus ist auf einem Raster aufgebaut; es gibt nur gleich breite Fertigteilwände, gleich breite und große Deckenfelder, und dadurch kann man irrsinnig leicht das ganze System umbauen, abbauen und verändern. Das war das Grundprinzip für das ganze Haus."

Ambulanzschild

APA/ROBERT NEWALD

Ambulanzen sind in den Blau gekennzeichnet.

Auf einem Türschild steht 5.ME.00.16 T. Durch die Zahlen-Buchstaben-Kombination ist jeder Raum des AKH, ähnlich einem Koordinatensystem, eindeutig identifizierbar. Das wirkt auf den ersten Blick kompliziert, folgt aber einer inneren Logik und ist vor allem für den Betrieb eines Gebäudes dieser Größe unerlässlich. "Ich glaube, dass die Größe des Gebäudes grundsätzlich schon Angst davor macht sich darin auch orientieren zu können… wenn Besucher öfter hier sind, wird man eine andere Aussage bekommen… positives Feedback für die Lesbarkeit des Hauses."

Für die Besucherinnen und Besucher ist die relevante Information in Farben codiert: Alle Ambulanzen sind in den Blau gekennzeichneten Ebenen 3 bis 8 untergebracht; alle Stationen entweder in einem roten oder grünen Bettenturm auf den Ebenen 13 bis 21. Analog dazu sind auch die Wege, die zu den jeweiligen Bereichen führen, farblich codiert: blaue Fahrsteige und Aufzüge für die Ambulanzen, rote oder grüne Aufzüge für die Stationen. Dieser Code setzt sich auch in der Farbe der Böden und Türen fort. Die Meinungen, wie gut dieses System funktioniert, gehen auseinander. Für viele, die sich nicht sofort zurechtfinden, ist der Portier die erste Ansprechperson. Andere, die etwa häufig zu Besuch sind oder das Bauwerk über einen längeren Zeitraum als stationäre Patienten kennenlernen, loben die klare Struktur.

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