Andreas Schager

WIENER STAATSOPER/MICHAEL PÖHN

Carl Maria von Weber

"Der Freischütz" aus der Wiener Staatsoper

Obwohl die deutsche Romantik auch auf dem Gebiet der Oper schon vor dem "Freischütz" in Erscheinung getreten war, etwa mit E. T. A. Hoffmanns "Undine" oder Spohrs "Faust", pflegt die Musikgeschichte, Webers Meisterwerk als den Beginn der Epoche der romantischen Oper zu bezeichnen - zweifellos aufgrund des einheitlichen Grundtons, der in diesem Werk herrscht.

Dominierten bis dahin Gefühle und Leidenschaften der handelnden Personen, tritt im "Freischütz" das Stimmungshafte in den Vordergrund. Oft heißt es, dass der Hauptdarsteller dieser Oper nicht unter dem singenden Personal zu finden sei, sondern dass es sich dabei um den deutschen Wald handle. In dessen mystischer Atmosphäre gedeiht das fröhliche Treiben des Jagdlebens ebenso wie das finstere Walten dämonischer Mächte.

Tragisches Ende umgewandelt

Bereits im Jahr 1810 bekam Weber bei einem Freund das damals gerade neu erschienene Gespensterbuch von August Apel und Friedrich Laun in die Hand, nach dessen erster Erzählung, "Der Freischütz", der Komponist sogleich ein Opernszenarium entwarf.

Dabei blieb es vorerst aber einmal, erst Jahre später wurde die Idee wieder aufgegriffen: Weber hatte inzwischen den theaterfreudigen Hofrat Johann Friedrich Kind kennengelernt, der ihm nun das Libretto zum "Freischütz" schrieb. Im März 1817 war es fertiggestellt und dabei wesentlich gegenüber der Vorlage geändert - das tragische Ende der Erzählung war in ein positives Opernfinale umgewandelt worden.

Sittlich-religiöse Idee eingebaut

Ursprünglich wird das unschuldige Mädchen Agathe wirklich von der letzten Freikugel getötet, die Eltern sterben darüber aus Gram, und Max, der Schütze, folgt im "Irrenhaus" der Geliebten in den Tod. Mit einer solchen Vielzahl an Leichen wollten aber offensichtlich weder der Komponist noch der Librettist ihr Werk enden lassen, außerdem dürfte ihnen eine sittlich-religiöse Idee in der Vorlage gefehlt haben - in der Oper ist sie vorhanden: nämlich der Schutz der Unschuld im Kampf gegen das Böse durch die Macht des Himmels und letztendlich der Triumph des Guten.

Der Titel der Oper wurde während der Entstehungszeit von 1816 bis 1820 gleich mehrfach geändert: Erst hätte das Werk "Der Probeschuss" heißen sollen, dann "Die Jägersbraut", bis man schließlich auf den originalen Titel der Vorlage, eben "Der Freischütz", zurückgriff. Am 18. Juni 1821 fand die Uraufführung des "Freischütz" im Königlichen Schauspielhaus Berlin unter der persönlichen Leitung des Komponisten statt und wurde mit großem Enthusiasmus aufgenommen.

Darsteller auf der Bühne, sitzend

WIENER STAATSOPER/MICHAEL PÖHN

Nach 19 Jahren wieder im Haus am Ring

Im Repertoire der Wiener Staatsoper hat Webers "Freischütz" 19 Jahre lang gefehlt, bei der neuen Produktion - die letzte Premiere der laufenden Saison - handelt es sich erst um die dritte neue Inszenierung seit der Wiedereröffnung des Wiener Opernhauses am Ring im Jahr 1955.

Gestaltung