Markus Breitenecker

APA/HANS PUNZ

Markus Breitenecker

Der Mann im Ohr des Medienministers

Der ORF und die Privaten sollen kooperieren, Inhalte teilen und Förderungen sowieso. Wer hat’s erfunden? Puls-4-Manager Markus Breitenecker predigt schon länger genau das, was nun auch Medienminister Gernot Blümel einfordert. Breitenecker gilt als Blümels Berater. Im #doublecheck-Interview mit Stefan Kappacher will Medienmanager Markus Breitenecker diese Sichtweise umdeuten.

Selbst nach der Medienenquete bleibt Medienminister Gernot Blümel (ÖVP) in vielen offenen medienpolitischen Fragen vage. Eine – wenn auch nicht im Detail konkrete - Stoßrichtung war aber von Anfang an erkennbar: Seit Amtsantritt spricht Blümel davon, der ORF und die Privaten mögen doch enger kooperieren und sich vor dem Hintergrund der mächtigen Konkurrenz der Tech-Riesen Facebook, Google und Co. zusammenschließen. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk soll ein "Schuhlöffel für die Privaten" sein, sagte Blümel wiederholt. Ein entsprechendes ORF-Gesetz soll 2019 kommen.

Für Branchenkenner klingen diese Forderungen allerdings nicht neu. Seit geraumer Zeit propagiert auch ProSieben-Sat1-Puls4-Geschäftsführer Markus Breitenecker eine engere Zusammenarbeit am dualen Medienmarkt. "Die Idee zu sagen, Private und ORF sollen nicht Konkurrenten, sondern Kooperationspartner sein, das finde ich ist sicher ein richtiges Projekt, das wir versucht haben, in unserem Buch weiterzudenken." Die Rede ist vom Buch "Change the Game", das kurz vor der Enquete erschienen ist. Darin skizzieren Breitenecker und Puls4-Infochefin Corinna Milborn die Herausforderungen der neuen Medienwelt und fordern Medien-Allianzen ein, um europäische Alternativen zu den US-Giganten zu entwickeln.

"Kein geheimer Berater"

Der These, dass Breitenecker Blümels Ideengeber ist, widerspricht der Medienmanager aber: "Ich bin kein geheimer Berater des Medienministers. Ich finde nur einige Ideen gut, die Gernot Blümel formuliert hat." Breitenecker hofft auf eine neue Zeit in der Medienpolitik und stößt beim Medienminister auf offene Ohren, wie er sagt: "Ich freue mich einfach, wenn sich ein für Medienpolitik zuständiger Minister wirklich interessiert und zuhören kann." Blümel sei an einer qualitätsvollen Mediendebatte interessiert, sagt Breitenecker: "Deswegen ist diese Medienenquete organisiert worden. Und dass da Argumente, die man austauscht, und Diskussionen, die man führt, aufgegriffen werden - vice versa - finde ich positiv. Da kann man nichts hineininterpretieren."

Markus Breitenecker im Interview mit Stefan Kappacher

Gemeinsam gegen das Silicon-Valley

Lange galt unausgesprochen die Annahme: Die privaten Medienmacher finden bei der Volkspartei mehr Unterstützung als in den Reihen der Sozialdemokraten. Einen Vergleich zu Blümels Vorgänger Thomas Drozda (SPÖ) möchte Breitenecker nicht ziehen. Für den Medienmanager geht es um andere Fragen: "Ich glaube, dass wir alle gemeinsam eingesehen haben, dass der Angriff der Silicon-Valley-Giganten von Google und Facebook für die Medienwirtschaft, für die Werbeumsätze, für die Zuschaueraufmerksamkeit aber auch für die Demokratie so dramatisch ist, dass dieses frühere Denken – welche Partei ist mehr für die Privaten, wer ist für den ORF – eigentlich obsolet ist."

Keine versteckte Agenda

Breiteneckers Antworten auf Facebook und Konsorten – eine engere Zusammenarbeit; der ORF soll seine Inhalte mit den Mitbewerbern teilen – könnte dem eigenen Medienhaus mehr helfen, als dem öffentlich-rechtlichen. Eine Agenda gibt es aber nicht, sagt Breitenecker: "Das ist keine versteckte Story, um den ORF irgendwie kleiner zu machen. Es geht eher darum, sich auf den öffentlich-rechtlichen Kernauftrag zu besinnen - auf Information, Kulturberichterstattung - und in anderen Bereichen sinnvoll und konstruktiv zusammenzuarbeiten." Und dafür brauche es nicht nur die Politik. "Die kann uns die Rahmenbedingungen schaffen und helfen, aber da müssen wir Medien-Player schon selber eigene gute Ideen haben."

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