Konzertsaal im Haus für Mozart/Salzburg

Salzburger Festspiele / LUIGI CAPUTO

veranstaltung abgeschlossen

Salzburger Festspiele

Die Salzburger Festspiele umfassen vom 20. 7. bis 30. 8. Opernaufführungen, Schauspiel, Lesungen und Konzerte. Ab 12. 8. ist Claudio Monteverdis "L’incoronazione di Poppea" aus dem Jahr 1642/43, die letzte Oper des Komponisten, zu sehen. Die Neuinszenierung stammt von Jan Lauwers, der auch für das Bühnenbild und die Choreografie verantwortlich zeichnet. Eine Gruppe von Ö1 Club-Mitgliedern war am 22. 8. nach einer Werkeinführung zum Besuch der Vorstellung von "L’incoronazione di Poppea" eingeladen.

Historische Ereignisse

Mit Die Krönung der Poppea schuf Monteverdi (1567–1643) kurz vor seinem Tod eine der bemerkenswertesten Opern aller Zeiten. Erstmals basierte die Handlung nicht, wie in der Renaissance üblich, auf Mythen, Legenden oder erfundenen Begebenheiten, sondern auf historischen Ereignissen. Wie sein Zeitgenosse William Shakespeare brachte Monteverdi glaubwürdige Figuren mit menschlichen Schwächen, Leidenschaften und inneren Widersprüchen auf die Bühne. Im Mittelpunkt der 62 n. Chr. in Rom angesiedelten Oper stehen Kaiser Nero und seine zweite Ehefrau, Poppaea Sabina. Das Libretto von Giovanni Francesco Busenello knüpft zwar an die historischen Ereignisse an, doch tritt die grausame Realität in den Hintergrund, um den Triumph einer Gesellschaft vorzuführen, die sich nicht um Moral schert: in der – in einem scheinbaren Sieg der Liebe – Tugend bestraft und Habsucht belohnt wird. Die Oper erzählt, wie Poppea, die Geliebte des Kaisers, nach dem Thron strebt und danach, Nerones Frau zu werden. Nerone plant, Ottavia, die Kaiserin, zu verstoßen, und zwingt seinen Erzieher und Berater Seneca auf Poppeas Drängen zum Selbstmord. Es kommt zu einem missglückten Mordanschlag auf Poppea durch ihren ehemaligen Geliebten Ottone. Dieser wird ins Exil verbannt und Ottavia auf dem Meer ausgesetzt, nachdem ihre Mitwirkung an dem Mordplan aufgedeckt wurde. Zuletzt erfolgt Poppeas Krönung zur Kaiserin.

Sonya Yoncheva

Sonya Yoncheva steht als Poppea auf der Bühne

Rolex / Hugo Glendinning

Spiegelbild

Dem Publikum freilich ist der entsetzliche Fortgang der Geschichte aus den Büchern bekannt: Dem mordlustigen Nero war bereits seine Mutter zum Opfer gefallen. Kurz nach Poppaea Sabinas Krönung tötete er mit Fußtritten das gemeinsame Kind in ihrem Leib; Poppaea erlag den Verletzungen. Am Ende zwang man Nero zum Selbstmord. In das Gewand der herrlichsten Barockmusik gekleidet, hält Monteverdi seinen Zeitgenoss/innen mit seinem Werk über Machtgier und Tyrannei einen Spiegel vor: Diese Geschichte kann nur in einer degenerierten Gesellschaft spielen. In der Lesart von Jan Lauwers ist aus dem Spiegelbild längst Realität geworden. In einer Epoche, die von Exzessen und Identitätskrisen geprägt ist, spielt die Vernunft keine Rolle mehr. Mit der Aufklärung wurde Gott für tot erklärt. In Lauwers’ Interpretation büßen die Götter und Göttinnen als Krüppel für ihre Schuld, und die Akteur/innen gehen buchstäblich über die Leichen, die ihre Handlungen hervorgebracht haben.

Die musikalische Leitung übernimmt William Christie, auf der Bühne stehen u. a. Sonya Yoncheva (Poppea), Kate Lindsey (Nerone), Stéphanie d’Oustrac (Ottavia), Carlo Vistoli (Ottone) und Renato Dolcini (Seneca).

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