Schrammelfestival, Seezulauf

ANDREAS BIEDERMANN

Wald- und Wiesensound Deluxe

12. Schrammelklang-Festival Litschau

Von 6. bis 8. Juli feiern wieder zahlreiche Größen der heimischen Szene die vielen Facetten des Wienerliedes rund um den Herrensee, diesmal unter dem Motto "Von Wien bis zum Balkan". Das Programm nimmt damit Bezug auf Josef Schrammels Orientreise im Jahr 1869, von der er zahlreiche musikalische Eindrücke mitbrachte und in seine eigene Musik einfließen ließ.

Kulturjournal | 05 07 2018

Judith Hoffmann

Wald- und Wiesensound Deluxe

"Es ist ein wunderschönes Erlebnis, wenn man mitten im Wald steht, alles ist entspannt, niemand sitzt auf einem Sessel, sondern alle in der Wiese", schwärmt Tini Kainrath, eine von zahlreichen Musikerinnen und Musikern, die am kommenden Wochenende unverstärkt unter freiem Himmel, auf Wiesen und Waldlichtungen rund um den Herrensee auftreten werden, während das Publikum dazwischen herumspaziert oder unter den Bäumen hockt. "Alles klingt anders in der freien Natur, wo es kein Nachklingen und kein Behübschen gibt, sondern nur das Wort und den Ton", so Kainrath.

Die Idee zum Festival sei ihm einmal an der Ortseinfahrt von Litschau gekommen, sagt Festivalgründer und -leiter Zeno Stanek. "Da steht 'Willkommen in der Schrammelstadt', der Geburtsstadt von Kasper Schrammel, dem Vater der Schrammel-Brüder." Der Weg rund um den Herrensee mit seinen kleinen Wiesen und Waldlichtungen habe sich dafür als idealer Austragungsort gewissermaßen angetragen.

Zeno Stanek

Zeno Stanek

SABINE HAUSWIRTH

Musikalische Reise in den Orient

Seither wandeln zahlreiche Besucherinnen und Besucher Jahr für Jahr auf dem Schrammelpfad auf Schrammels Pfaden, lauschen mitten im Wald Stefan Sterzingers bitterbösen Akkordeonsatiren, erkunden mit dem Trio Lepschi die Struktur und Seele des Wienerliedes oder lassen sich von Großmütterchen Hatz & Klok die melancholisch-verspielten Querverbindungen zwischen Wien und dem Balkan vorführen.

Solche Klänge könnte schon Josef Schrammel einst vom Balkan mitgebracht haben. Seine Orientreise, die ihn 1869 per Schiff und Bahn bis nach Istanbul führte, bildet den thematischen Überbau des diesjährigen Festivals unter dem Motto "Von Wien bis zum Balkan".

Hommage an Karl Hodina

Einer, der maßgeblich zur Bewegung und Weiterentwicklung der Schrammelmusik beitrug, wird beim diesjährigen Festival besonders gewürdigt: Der im Vorjahr verstorbene Karl Hodina, mit dem Tini Kainrath und Peter Havlicek buchstäblich bis zuletzt zusammengearbeitet haben. "Zwei Tage vor seinem Tod war er noch bei mir, wir haben stundenlang gespielt und aufgenommen und am Ende beschlossen, dass wir genügend Material für eine CD hätten."

"Geborgene Schätze" heißt das letzte gemeinsame Album, das im Herbst posthum erschienen ist. Havlicek und Kainrath präsentieren es in der samstäglichen Matinee im Gedenke an Hodinas leidenschaftliche Bemühungen um die Schrammelmusik, die er beständig erforscht und weiterentwickelt hat.

Zu den Highlights des Festivals zählt wie immer der Schrammelpfad, bei dem am Samstag und Sonntag alle Bühnen rund um den See gleichzeitig bespielt werden. Eingeweihte Fans wissen aber auch um die spontanen musikalischen Zusammenkünfte am Sonntagabend, wenn sich nach Festivalende höchst unterschiedliche Musiker zu gemeinsamen Jamsessions am See einfinden.

Service

Schrammel.Klang.Festival Litschau - 6. bis 8. Juli 2018

Gestaltung