Rauch kommt aus einem Schornstein

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CO2-Ausstoß gerecht berechnen

Die Berechnung der Treibhaus-Bilanz einzelner Länder ist ungerecht, kritisieren österreichische Fachleute. Vor allem Entwicklungsländer steigen dabei schlechter aus. Österreichische Wissenschaftler fordern jetzt eine neue Berechnungsmethode für den CO2-Ausstoß einzelner Länder.

Die Jeans im österreichischen Geschäft wird in China produziert - für österreichische Konsument/innen. Trotzdem wird das CO2, das bei der Herstellung entsteht, China zugerechnet. Das Rindfleisch aus Argentinien schlägt in der argentinischen Treibhausgas-Bilanz zu Buche – auch wenn das Steak in Österreich auf den Teller kommt.

Bei Gütern, die von Haushalten, aber auch Behörden oder Unternehmen konsumiert werden, zeigt sich, dass sie zu einem Großteil, nämlich zu zwei Dritteln, die Treibhausgas-Bilanz in anderen Ländern belasten.

Wo fällt das CO2 für in Österreich konsumierte Güter an?

Problem "Produktionsprinzip"

Der Grund dafür ist die Art, wie der Treibhaus-Ausstoß einzelner Länder berechnet wird - nämlich nach dem sogenannten "Produktionsprinzip". Dabei wird zusammengezählt, wieviel Treibhausgase in einem Land anfallen: in allen Fabriken, in der Landwirtschaft , bei der Erzeugung von Strom und Wärme und im Verkehr. Ob damit Bedürfnisse im eigenen Land gestillt werden, oder in anderen Ländern, bleibt unberücksichtigt. Am Beispiel Stahl lässt sich das gut zeigen. Sämtliche CO2-Emissionen, die bei der Stahlproduktion in Österreich anfallen, werden der österreichischen Klimabilanz angerechnet - auch, wenn ein Großteil des produzierten Stahls in andere Länder exportiert wird. Von dieser Art der Berechnung profitieren vor allem reiche Industrieländer, die große Teile ihrer Fertigung und der Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte ausgelagert haben, sagt Karl Steininger vom Wegener Center for Climate and Global Change in Graz.

Wem wird das CO2 für konsumierte Güter zugerechnet?

Konsumprinzip als Alternative

Gemeinsam mit seinem Team hat Steininger eine alternative Berechnungsmethode für den CO2-Ausstoß entwickelt – das "Konsumprinzip" meistens besser bekannt als "CO2-Fußabdruck". Dabei werden Österreich alle CO2-Emissionen zugerechnet, die für Produkte oder Dienstleistungen entstanden sind, die in Österreich konsumiert werden. Anders gesagt: Treibhausgas, das bei der Herstellung importierter Güter entstanden ist, fließt in die Klimabilanz hinein. Exporte werden dafür herausgerechnet. Für Österreich hätte das bedeutende Folgen: Mit dem Konsumprinzip würde der CO2-Ausstoß um 50 Prozent steigen, wie die folgende Grafik zeigt.

Anstieg des CO2-Ausstoßes bei "Fußabdruck"-Methode

Neues Image für alte "Dreckschleudern"

Klimapolitisch steckt in einer konsumbasierten Berechnung der CO2 Emissionen durchaus Sprengkraft. Aber gerade in Österreich würden sich auch neue Chancen bieten. Denn die Industrie – traditionell eher ein Bremser, wenn es um Maßnahmen gegen den Klimawandel geht – stiege bei einer konsumbasierten Berechnung besser aus als bis jetzt. Denn dann wären der Bau, die öffentliche Hand sowie der Handel für den größten Teil der CO2-Emissionen verantwortlich, wie die folgende Grafik zeigt.

Die beiden Ansätze im Vergleich

Alexandra Siebenhofer, oe1.ORF.at