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URSULA BURKERT
Ambiente
Begegnung auf Chateau du Bosc
Inmitten einer sanft-grünen Parklandschaft, dem sogenannten "Land der 100 Täler" nahe der Stadt Albi in Südwestfrankreich: zwischen hundertjährigen Bäumen - die größte, weitausladende Platane lässt sich auch auf einem Gemälde wiederfinden - hinter einer moosbewachsenen Steinmauer liegt etwas versteckt das Chateau du Bosc, ein vierkantiger, massiver, festungsartiger Steinbau aus dem 12. Jahrhundert mit zwei Rundtürmen.
26. August 2018, 02:00
Ambiente
Unterwegs in der Heimat von Henri Toulouse-Lautrec 29 07 18 | 10:05 Uhr
Die hölzernen Fensterläden sind Rot und Violett gestrichenen. "La Chateau du Bosc - L’Enfance de Toulouse-Lautrec", steht auf einer Tafel. Hier im Schloss, das sich seit 800 Jahren in Familienbesitz befindet, verbrachte der berühmte Maler Henri Toulouse Lautrec seine Kindheit. Am Tor zum Grundstück hat das französischen Denkmalamt ein Schild angebracht: "Entrez dans la cour et sonnez".
Der Park ist gepflegt, aber natürlich belassen - ebenso das alte Gemäuer. Es wird vor dem Verfall bewahrt, aber nicht zu Tode restauriert. Dazu hatte die alte Dame, die hier über neunzig Jahren bis zu ihrem Tod vor zwei Jahren lebte gar nicht die finanziellen Mittel. Nicole Bérengère Tapié de Céleyran, eine Großcousine (welchen Grades auch immer) von Henri Toulouse Lautrec empfing Gäste um das Schloss erhalten zu können und natürlich auch um das Erbe ihres berühmten Verwandten hochzuhalten.
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In der Stadt Albi, in Südwestfrankreich, wurde der berühmte Maler Henri Toulouse Lautrec geboren
URSULA BURKERT
Oft führte sie diese höchstpersönlich zunächst durch die einstige Orangerie (heute ein etwas improvisierter Museumshop) auf deren Wände der begabte Lautrec Bleistiftzeichnungen schon mit sicherer Hand kritzelte: ein Pferd mit Reiter, einige lang-nasige Karikaturen von Verwandten und Freunden, einen Männchen-machenden Hund. Fingerübungen des angehenden Künstlers, aber eigentlich angefertigt, um Vater und Onkel, beide begeisterte Jäger und Reiter, zu imponieren, erzählte die Großcousine ganz in ihrem Element.
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URSULA BURKERT
Schon als Kind litt der Maler an Pyknodysostose, einer Knochenkrankheit, die für seine Kleinwüchsigkeit ( er war nur 1,52m groß) und zwei schlecht verheilte Knochenbrüche verantwortlich war. Nicole Bérengère Tapié de Céleyran, die agile kleine alte Dame mit flinken grauen Augen entsprach so gar nicht dem Klischee einer Schlossherrin der französischen Hocharistokratie.
Ihre einfache Kleidung - Wollweste, schlichter brauner Rock, ausgetretene Schuhe - und die knochige Hände erzählten von einem arbeitsreichen Leben, ebenso ihre bescheidenen Privaträume im Erdgeschoß. Engagiert und gesprächig führte sie durch die mit Mobiliar, Porzellan und Gobelins reichlich ausgestatteten Salons in den oberen Stockwerken.
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Das Kinderzimmer von Henri Toulouse Lautrec
URSULA BURKERT
Im einstigen Spielzimmer sieht man noch ein Kasperltheater mit Teufel und Harlekin als Handpuppen, ein Modell-Segelschiff, verschiedene Gesellschaftsspiele, eine Wiege und Spielsachen. Hier überall sei noch Toulouse-Lautrec zu spüren, meinte die alte Dame, nur hier. Chateau du Bosc, diesen authentischen Ort gelte es zu bewahren. Ob ihr Vermächtnis hochgehalten wird ist leider ungewiss und die Frage, ob das Schloss weiterhin für Besucher offen stehen wird ist nach dem Tod der alten Dame im Jahr 2016 noch nicht geklärt.