Franz Welser-Möst

APA/BARBARA GINDL

Salzbruger Festspiele

"Salome": Franz Welser-Möst im Interview

Franz Welser-Möst, der Chefdirigent des Cleveland Orchestra, hat am Samstag mit Richard Strauss‘ Oper "Salome" die zweite Premiere der Salzburger Festspiele dirigiert. Wie er da Orchestergewalt neben beinahe kammermusikalische Intimität setzt, das lässt das ganze Spannungsverhältnis dieser Figur nicht nur hörbar werden, sondern auch unter die Haut gehen. Ein Gespräch über die Salzburger "Salome" und seine Rückkehr an die Wiener Staatsoper.

Oft kommt es nicht vor, dass ein Regisseur beim Schlussapplaus vor seiner Sängerin auf die Knie fällt. Doch die Geste Romeo Castelluccis vor seiner Salome, der litauischen Sopranistin Asmik Grigorian war mehr als gerechtfertigt: "Nichts weniger als eine Bühnensensation!", jubelte der "Kurier" und die Kollegen von ORF.at sprachen von der "Geburtsstunde eines neuen Stars".

"Ich habe selten in meiner Karriere ein so komplettes Paket erlebt: Die Frau ist hochintelligent, hochmusikalisch, hat eine wunderschöne Stimme, ist höchst professionell, diszipliniert, ist ein Arbeitstier – und dann ist sie noch für diese Rolle optisch ein reines Vergnügen", sagt Welser-Möst über Asmik Grigorian, die bereits letztes Jahr eine äußerst berührende Marie im "Wozzeck" von William Kentridge war.

Asmik Grigorian

SALZBURGER FESTSPIELE/RUTH WALZ

Die "Salome" funktioniert aber ganz und gar. Dafür sorgt Regisseur Romeo Castellucci, der in den Kritiken abwechselnd Zauberer und Magier genannt wird, der aber auf jeden Fall einer ist, der sich den Zauberstab nicht aus der Hand nehmen lässt. Regie und Bühnenbild, Kostüme und Licht - wenn Castellucci seine Welt entwirft, möchte er alle Fäden selbst in der Hand halten und da entstehen dann auch Bühnenlandschaften, die die Sänger in die biblische Tragödie einbetten und das Publikum auch gleich mit hineinziehen.

Wichtig ist, dass das Rauschhafte nicht in Lautstärke ausartet, sondern das Rauschhafte ist der Farbenrausch.

Doch Salomes Tanz ist einer zwischen Macht und Verletzlichkeit, und wie Dirigent Franz Welser-Möst da Orchestergewalt neben beinahe kammermusikalische Intimität setzt, das lässt das ganze Spannungsverhältnis dieser Figur nicht nur hörbar werden, sondern auch unter die Haut gehen. Als "orchestrale Sternstunde!" bejubelt das deutsche Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" deshalb auch die Leistung der Wiener Philharmoniker unter ihrem Dirigenten.

Franz Welser-Möst: "Strauss hat über den Tanz und über die Darstellung der Salome gesagt, dass das alles sehr reduziert sein soll. Und das finde ich unheimlich treffend bei diesem Konzept von Romeo Castellucci - dass es sehr stilisiert und sehr minimalistisch ausgefallen ist. Das finde ich in der heutigen Zeit, wo wir von vielen Dingen überschwemmt werden, einen ganz spannenden und auch im Sinne von Strauss, richtigen Ansatz: Das Ganze zu schärfen durch eine optische Reduktion."

Rückkehr an die Wiener Staatsoper

Welser-Möst ist derzeit Chefdirigent des Cleveland Orchestra, von der Wiener Staatsoper ist er 2014 im Streit gegangen. Eine Rückkehr an das Haus am Ring wird es im ersten Jahr des künftigen Direktors Bogdan Rozcic, 2020, geben.

Ein solches Haus muss auch einen eigenen Stempel haben.

Wird Rozcic die Staatsoper in eine Zukunft führen? "Ich kenne Bogdan Rozcic als einen Menschen, der keine halben Sachen macht, der darauf brennt, etwas zu verändern. Ich glaube, dass ein solches Haus auch einen eigenen Stempel haben muss. Wir leben in einer Zeit, in der vieles austauschbar geworden ist. Und da eine eigene Note hineinzubekommen, genau darauf wird es ankommen", so Welser-Möst.

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