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Salzburger Festspiele
Hochmair brilliert als Jedermann
Bei den Salzburger Festspielen ist Philipp Hochmair für den erkrankten Tobias Moretti als Jedermann eingesprungen - und er überzeugte auf mitreißende Weise.
31. Jänner 2019, 11:42
Morgenjournal | 10 08 2018
Nur 36 Stunden hatte Philipp Hochmair Zeit, sich auf diese Inszenierung vorzubereiten. Trotzdem verwandelte er sich auf mitreißende Weise vom präpotenten Sonnyboy in den verzweifelten, vom Tod gezeichneten 40-Jährigen, der sich vom Tod noch ein letzte Stunde erbettelt, um seine letzte Reise zu organisieren.
Kulturjournal | 10 08 2018 | Interview
"Eine Stunde hat Jedermann Zeit, seinen Glauben zu überprüfen, und das ist der große Gewinn dieses Abends, dass man sich fragen darf: Woran glaube ich und ist es richtig, woran ich glaube," sagt Philipp Hochmair im Gespräch über Hofmannsthals Werk, Glauben und "Die Vorstadtweiber".
Kaum merklich fürs Publikum wurde an diesem Abend einiges improvisiert. Nach nur einer einzigen Probe war nicht immer klar, wann der Jedermann wo zu sein hatte.
"In einem Kuss hat mir die Steffi mitgeteilt, was als nächstes kommt"
"Durch Händedruck, durch Augenkontakt konnte man ganz gut gelotst werden. Einmal ist auch der Funk ausgefallen, wo mir gesagt wurde, wo ich hin soll. Und da hat mir die Steffi Reinsperger in einem Kuss mitgeteilt, was als nächstes kommt. Das hat mich gerettet. Theater ist sicher Verabredung, aber Theater ist auch Freiflug. Und für diesen Freiflug bin ich geschaffen. Es hat heute toll geklappt", freut sich Hochmair.
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"Theater ist Verabredung, aber auch Freiflug. Und für diesen Freiflug bin ich geschaffen."
Seit etlichen Jahren beschäftigt sich Philipp Hochmair mit dem "Jedermann"-Stoff. 2013 hat er ihn in Salzburg als One-Man-Show aufgeführt, und seit einer "Jedermann"-Rockkonzert-Performance am Berliner Ensemble 2016 tourt er damit durch die Welt. Daher hat der Schauspieler eine klare Idee vom "Jedermann" und hat gestern Abend rasch die Führung übernommen. So küsste er etwa den Tod am Ende auf den Mund, obwohl das gewöhnlich umgekehrt passiert.
Zwischen den Ensemblemitgliedern war die hellwache Dynamik spürbar. Besonders zwischen Buhlschaft Stefanie Reinsperger und Philipp Hochmair das emotionale Knistern spürbar, das davor von Tobias Moretti von manchem vermisst worden war.
Besonders gelungen war die Szene mit Mammon, in der es darum geht, ob der Jedermann das Geld beherrscht, oder das Geld den Jedermann. Der gestrige Theaterabend hat unter anderem gezeigt: Der Glaube ist alles andere, als ein verstaubtes Thema.
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Philipp Hochmair hat den Domplatz zuerst mit seiner Lebensgier und dann mit seiner Wut und Verzweiflung spielend ausgefüllt. Er hat die Herausforderung mit großer Leidenschaft und bravurös gemeistert.