MARIA BRYK/NEWSEUM
Reportage aus Washington D.C.
Amerikas Newseum in finanziellen Nöten
Das Museum für Nachrichten - das Newseum in Washington D.C. - nimmt seine Besucher mit auf eine Zeitreise, die mit der Erfindung des Buchdrucks beginnt und im digitalen Zeitalter endet. Für die einen ist das Museum ein Leuchtturm demokratischer Kultur, für die anderen ein Monument US-amerikanischer Eitelkeit. Sicher ist: Das weltweit größte und teuerste Museum zur Geschichte des Nachrichtenwesens in der Hauptstadt der USA sprengt zehn Jahre nach seiner Eröffnung noch immer alle Dimensionen. Und es ist in finanziellen Nöten.
16. September 2018, 02:00
Kulturjournal | 16 08 2018
"Wir konzentrieren uns besonders auf die US-amerikanischen Medien. Die Besucher sollen verstehen, dass die Pressefreiheit Teil unserer Verfassung ist", sagt Carrie Christoffersen, Kuratorin und Vizepräsidentin des Newseums in Washington D.C.
MARIA BRYK/NEWSEUM
Mahnmal ermordeter JournalistInnen
Weltweit größte Zeitungs- und Medienmuseum
555 Pennsylvania Avenue: Hier, an der Hauptverkehrsader, die das Capitol mit dem Weißen Haus verbindet, steht seit nunmehr zehn Jahren das weltweit größte Zeitungs- und Medienmuseum. Während einige Blocks weiter der US-Präsident sich regelmäßig abfällig über die US-Medien äußert, erzählt das Newseum die Geschichte der vierten Gewalt und des Nachrichtenwesens.
Auf sechs Stockwerken finden Besucher in dem mächtigen 450 Millionen Dollar teuren Museum originale Ausstellungsstücke - darunter den Laptop des 2002 in Pakistan ermordeten "Wall Street Journal"-Reporters David Pearl oder die Fotoausrüstung des einzigen Journalisten, der beim Anschlag auf das World Trade Center starb.
Trumps verbale Angriffe gefährden Reporter
Gerade hat der Herausgeber der "New York Times", Arthur Sulzberger, dem US-Präsidenten vorgeworfen, mit seinen verbalen Angriffen die Sicherheit von Reportern zu gefährden. Journalisten werden immer häufiger verspottet, verunglimpft, bedroht. Dies geschehe, weil Trump unablässig die Medien angreife und sich hartnäckig weigere, die in der Verfassung festgeschriebene Rolle freier Medien zu bekräftigen, sagt Carrie Christoffersen.
Fake News sind keineswegs ein Produkt unserer Zeit
"Alternative Fakten oder Fake News sind keineswegs ein Produkt unserer Zeit. Denken Sie nur an die Regenbogenpresse, die vor 100 Jahren entstanden ist und die Wahrnehmung der Menschen und das Nachrichtenwesen beeinflusst hat. Auch die Parteipresse hat in Amerika eine lange Tradition."
"Sinkendes Schiff" laut "Washington Post"
Sorgen bereiten den Museumsmachern aber auch die eigenen Finanzen - und das, obwohl 2017 850.000 Besucher kamen. Trotzdem macht das Museum Verluste, 30 Millionen Dollar pro Jahr, vermutet die "Washington Post" und nennt das Newseum ein "sinkendes Schiff". Erste Mitarbeiter wurden bereits entlassen.
Kuratorin Christoffersen: "Ich glaube nicht, dass das Museum geschlossen wird. Es gibt ein großes öffentliches Interesse am Newseum! Ist es möglich, dass wir an einen neuen Standort umziehen werden? Ja, klar! Sollten wir das Museum untervermieten oder uns mit anderen Institutionen teilen? Warum nicht! Wir sollten nichts ausschließen, um den Fortbestand des Hauses langfristig zu gewährleisten."
MARIA BRYK/NEWSEUM
Das Newseum und seine Botschaft einer freien Presse wird mehr denn je benötigt.
Vielleicht hilft dem finanziell angeschlagenen Newseum ja auch ein neuer Marketing Gag: Im Museums-Shop oder auch online sind seit kurzem T-Shirts zu kaufen mit der Aufschrift "You are very fake news" und günstigere rote Caps mit dem Satz "Make America great again" für 14 Dollar 99.
Ob zynische Parodie oder touristische Devotionalien für Trump-Unterstützer - die "New York Times" nannte den Verkauf eine sehr schlechte Idee. Das Newseum sollte die Medien schützen und ehren und nicht die Schlagworte derer, die sie untergraben wollten.
Gestaltung: Anja Steinbuch und Michael Marek