Karl-Marx-Statue

AFP/ATTILA KISBENEDEK

Gedanken für den Tag, 30. April, 2018

Opium des Volkes - Teil 1

Zum 200. Geburtstag von Karl Marx spricht Oliver Tanzer, Autor und Leiter des Wirtschaftsressorts der Wochenzeitung "Die Furche". - Gestaltung: Alexandra Mantler

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts, als Karl Marx gerade seinen Ruhm in London und Paris begründete, da war in der Malerei der "Blick aus dem Fenster" ein äußerst beliebtes Motiv. In einer Welt, in der sich alles ändert, sind solche Blicke aus dem Fenster sinnvoll. Denn drinnen ist ein geschützter Raum, draußen das Uneinschätzbare - die Gegenwart und die Zukunft. Aus der Deckung des Inneren sieht man die Gegenwart draußen klarer, und weil man sie so klar sieht, sieht man manchmal auch die Zukunft. Karl Marx war in diesem Sinn ein Fenstergucker. Draußen brüllte die industrielle Revolution, die Dampfmaschine von James Watt betrieb den ersten Schwall an produktivem Fortschritt, während sich die Gesellschaft in Auflösung befand. Die Bauern und Knechte, Frauen und Kinder strömten zu Tausenden in die Fabriken oder sie wurden in die Armenhäuser getrieben, während die Politik so tat, als wäre nichts geschehen. Und am Fenster: Karl Marx.

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