Aretha Franklin

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Respect

Soul-Legende Aretha Franklin ist tot

Die Sängerin ist im Alter von 76 Jahren gestorben, wie ihre Medienvertreterin Gwendolyn Quinn mitteilte. Bei Franklin, die in ihrer jahrzehntelangen Karriere 18 Grammys gewann, war im Jahr 2010 Krebs diagnostiziert worden. In den vergangenen Tagen hatte sich ihr Gesundheitszustand verschlechtert.

Kulturjournal | 16 08 2018

Sabine Oppolzer

Angehörige und Freunde wachten in ihrem Haus in Detroit am Krankenbett der "Queen of Soul". In einer Erklärung schrieb die Familie von Franklin: "In einem der dunkelsten Momente unseres Lebens sind wir nicht in der Lage, die richtigen Worte zu finden, um den Schmerz in unserem Herzen auszudrücken. Wir haben die Matriarchin und den Fels unserer Familie verloren."

Auch wenn ihr letzter Hit schon einige Zeit zurückliegt, hatte Franklin längst einen Status abseits des chartbasierten Startums erreicht. So brachte sie 2015 sogar Barack Obama zum Weinen, wischte sich der US-Präsident doch eine Träne aus dem Auge, als Franklin sich zu Weihnachten im Kennedy Center im langen Pelzmantel an den Flügel setzte und "(You Make Me Feel Like) A Natural Woman" anstimmte. Songschreiberin Carole King, aus deren Feder die Soulballade stammt, war bei jener Gala in Washington völlig fassungslos, als Franklin die Bühne betreten und die ersten Takte angestimmt hatte. Deren Interpretation wird die wohl endgültige Version von Kings Hit bleiben.

Aretha Franklin, 1975

1975: Aretha Franklin posiert mit einem Grammy-Award, den sie für die beste weibliche R&B-Stimme mit "Ain't nothing like the real thing" erhalten hat.

AP

Ein fester Platz im Olymp des Soul

Nach 18 Grammys, Hits wie "Respect", "Chain Of Fools" und "I Say a Little Prayer", die längst eine Art Eigenleben entwickelt haben, hat Franklin einen festen Platz im Olymp des Soul. So wie die in Memphis im Südstaat Tennessee geborene und in Detroit aufgewachsene Franklin aus dem Soul nicht wegzudenken war, war der Gospel aus dem Leben Aretha Franklins nicht wegzudenken. Mit ihren Schwestern Carolyn und Erma, die beide ebenfalls Musikerkarrieren einschlugen, sang sie in den 1950ern in der Kirche ihres Vaters. Der Pastor war selbst erfolgreicher Gospel-Sänger - der Ruhm seiner Tochter sollte seinen aber weit überstrahlen.

Schon mit 14 Jahren nahm Aretha Franklin ihre erste Gospel-Platte auf. Bald zeigte das Plattenlabel Motown Interesse, das später Stevie Wonder, Marvin Gaye und die Jackson Five mit Jungstar Michael Jackson unter Vertrag nehmen sollte. Aber Motown war damals noch ein kleines Start-up, und vom weltweit aus New York tätigen Label Columbia erhofften sich Vater und Tochter einen größeren Sprung nach vorn. In der Metropole gewöhnte Franklin sich dann auch daran, in Jazzclubs aufzutreten, darunter auch im damals elitären Village Vanguard.

Es war aber erst der Wechsel zum Label Atlantic, der den Soul aus der Afroamerikanerin herauskitzelte. Bei Columbia hatte Franklin nur einige kleinere Erfolge gelandet und etwas ziellos versucht, als Rundum-Entertainerin in die Welt des Pop vorzustoßen. Bei Atlantic gelang es Produzent Jerry Wexler, mit ihrer ersten Single dort - "I Never Loved a Man (The Way I Love You)" - genau die Mischung zu zaubern, die Franklin-Fans in vielen Ländern über Jahrzehnte begeistern sollte: eine leidenschaftliche, helle Stimme vor dunkleren, souligen R&B-Arrangements mit Background-Sängern.

Der Durchbruch mit "Respect"

Als Franklin 1967 Otis Reddings Titel "Respect" einsang, setzte sie sich damit nicht nur acht Wochen auf den ersten Platz der R&B-Charts, sondern an die Spitze der schwarzen Bürgerrechtsbewegung gleich mit. Für viele wurde Franklin ein Symbol für ein politisch turbulentes Jahrzehnt und für ein schwarzes, stolzes Amerika. "Dieses Mädchen hat diesen Song von mir gestohlen", sagte Redding in einem 2001 ausgestrahlten TV-Beitrag über "Respect". An den Millionenverkäufen der Single hatte er allerdings ordentlich mitverdient.

Auch dank ihrer Auswahl an musikalischen Vorlagen hielt sich die Sängerin nach dieser Hochphase im Gespräch. Sie sang Stücke der Beatles, von Simon & Garfunkel und Sam Cooke, 1980 nahm sie mit George Michael ein Duett auf. Ihr eindringliches Klavierspiel, das sie auch im Kennedy Center in Washington wieder unter Beweis stellte, wurde wohl auch wegen der Kraft ihrer Stimme oft verkannt.

Aretha Franklin, 2016

Aretha Franklin, 2016

AP/CAROLYN KASTER

Auf dem 2014 erschienen Album "Sings the Great Diva Classics" nahm Franklin sich Stücke von Gladys Knight und Barbra Streisand, aber auch der britischen Popsängerin Adele vor. "Was für großartige Musik! Ich habe mir gleich die CD gekauft", sagte Franklin. Auch mit Soulsänger Babyface und Andre 3000 von der Rap-Kombo Outkast arbeitete sie bei dem Album zusammen. Ihren letzten Auftritt hatte sie im vergangenen November bei einer Party der Elton-John-AIDS-Foundation in New York. Nun ist die vielleicht berühmteste Livestimme ihrer Zunft für immer verstummt.

Text: APA