Vier Brüder auf Spurensuche nach dem Fünften

13. Oktober 2018, 02:00

Einer fehlt

Fünf Bubengesichter grinsen verschwörerisch aus einer Reihe von Familienfotos, beim Geburtstagfeiern, Wandern oder Zelten im Wald. Jahre später wird das innige Brüdergespann jäh zerrissen, als sich Jakob, der Zweitälteste, 2014 das Leben nimmt.

Seither fehlt einer. Und auch wenn Jakob durch seinen frühen Umzug nach Portugal schon lange Zeit tausende Kilometer entfernt war - die Endgültigkeit bringt eine völlig neue Form des Vermissens hervor, dazu Trauer und die stete Frage nach dem "Warum". Also rief der Regisseur Stefan Bohun die anderen Brüder zusammen, um Jakobs Suizid in einer filmischen Spurensuche aufzuarbeiten.

Nicht nur traurig

Gemeinsam besuchen sie seine Lebens- und Sehnsuchtsorte, das Tiroler Lareintal, seine Wahlheimat Porto, das Spital, in dem er als Anästhesist arbeitete, und schließlich ein Hotelzimmer, den Ort seines Freitods.

Erstaunlich ist dabei von Anfang an die Offenheit der Brüder: im Umgang mit Jakobs Tod, mit gemeinsamen Kindheitserinnerungen oder mit aktuellen Konflikten untereinander. Und erstaunlich, aber auch erleichternd sind die vielen humorvollen Momenten im Film, Situationen des befreienden Miteinander- und Übereinander-Lachens, die dem Film eine wichtige Facette verleihen.

Gespräche mit Stefan

Stefan Bohun ist zugleich Protagonist und Regisseur, der klug und behutsam die Gespräche und Interaktionen der Zurückgebliebenen einfängt und sich dazwischen als Stimme aus dem Off direkt an den Verstorbenen wendet. Immer wieder sind alte Videoaufnahmen zu sehen, die Stefan von Familienurlauben und Alltagssituationen drehte.

Am Ende steht ein gemeinsames Gipfelerlebnis, das bei Kälte und rauem Wind lange unterdrückte Emotionen frei werden lässt. Und das nicht nur den Brüdern verdeutlicht, wie notwendig es für alle Beteiligten ist, darüber zu sprechen.

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