Menschen versammeln sich auf einer Waldwiese

ALAMODE FILM / ERIK MOSONI

Atommüll

Film über Proteste gegen "Wackersdorf"

Die bayrische Gemeinde Wackersdorf wurde in den 1980er Jahren zum Symbol für politischen Basiswiderstand. Der Grund: Eine Wiederaufbereitungsanlage für Atommüll sollte dort errichtet werden, weil man in der von hoher Arbeitslosigkeit geprägten Region nur wenig Widerstand aus der Bevölkerung erwartete. Ein Irrtum, wie man heute weiß. Der Spielfilm "Wackersdorf" zeichnet nun die Ereignisse von damals nach.

Der Landkreis Schwandorf in der Oberpfalz zu Beginn der 1980er Jahre ist das, was man eine strukturschwache Region nennt. Der Kohlebergbau ist Geschichte, ohne Job und ohne Perspektive geraten viele Existenzen in Bedrängnis. Da ist es quasi ein Wunder, dass in Wackersdorf eine Atomare Wiederaufbereitungsanlage gebaut werden soll, ein Projekt mit mehr als 3.000 Arbeitsplätzen.

Der Sozialdemokrat Hans Schuirer (Johannes Zeiler) ist der Landrat der betroffenen Region, also der oberste, vom Volk gewählte Verwaltungsbeamte. Für ihn wird der anfängliche Segen schon bald zum Fluch. Der Film "Wackersdorf" macht Schuirer zum Zeugen und Vorkämpfer für einen persönlichen, aber auch kollektiven Meinungswandel.

Politische Trickserei

Die Geschichte von Wackersdort ist auch eine Geschichte von David gegen Goliath, von einem dem Rechtsstaat verpflichteten Landrat aus der Provinz, der sich gegen politische Trickserei der bayrischen Staatsregierung in der Hauptstadt und gegen geballte Industriearroganz auflehnt. Da prallen zwei inkompatible Welten aufeinander, was der Film mit Süffisanz ausschlachtet, als ein Vertreter der Atom-Lobby Schuirer ins französische Haubenlokal einlädt. Terrine vom Hummer mit Lauch? Für den Weißbiertrinker und Wurstbrotesser Schuirer fast eine kabarettistische Nummer.

Anerkennung im Kino

Freilich gehört die Sympathie des Films dem Landrat Schuirer und dem Widerstandsgeist der Aktivisten, zumal viele der rund 800 Statisten im Film aus der Region kommen, viele einst bei den Demonstrationen selbst dabei waren. "Es ist genau diesen Aktivisten zu verdanken, dass wir heute in Bayern keine Atomverseuchung haben wie etwa an der Atlantikküste im Gebiet von La Hague. Doch den Menschen in der Oberpfalz blieb bis heute die Anerkennung dafür versagt", meint Regisseur Oliver Haffner. Doch wenn die Kamera am Ende des Films die Gesichter von Demonstranten in Großaufnahme ins Bild rückt, dann wird eben genau jene bisher verwehrte Anerkennung - spät aber doch - im Kino nachgereicht.

Gestaltung

  • Arnold Schnötzinger