Stefan Draschan, Warhol, Hamburger Bahnhof, Berlin 2016

STEFAN DRASCHAN

"Museen sind meine Heimat!"

Der Bilderfänger Stefan Draschan

Die großen internationalen Kunsttempel sind sein Jagdrevier. Ob im Louvre, in der Berliner Nationalgalerie, oder im Kunsthistorisches Museum: Der österreichische Fotograf Stefan Draschan lauert Museumsbesucherinnen auf und fotografiert sie beim Betrachten von Kunstwerken. Längst ist seine Serie "People Matching Artworks" Kult. Sie wurde im Netz millionenfach geliked und geteilt. Im Auktionshaus im Kinsky sind nun Arbeiten des 39-Jährigen zu sehen.

Kulturjournal | 20 09 2018

Christine Scheucher

Ein junger Mann betrachtet ein Gemälde, das die Grablegung Christi zeigt. Auf seinem T-Shirt prangt der Satz "To Hell". Ein elegant gekleideter Herr, der sich auf einen Stock stützt, verweilt vor Caspar David Friedrichs "Wanderer über dem Nebelmeer". Ein anderer Mann mit knallrot gefärbter Punkerfrisur sieht fast so aus, als wäre er Teil des Siebdrucks von Andy Warhol, den er gerade anschaut.

Stundenlang verweilt der österreichische Fotograf Stefan Draschan in den großen Museen der Welt, um im richtigen Moment abzudrücken. Er sucht nach Ähnlichkeiten oder auch Widersprüchlichkeiten zwischen Betrachterin und Kunstwerk, erkennt Parallelen in Physiognomie, Farbe oder Form, die er durch die Wahl seiner fotografischen Perspektive hervorhebt. "Mir kommen die Tränen, wenn ich nach ein paar Monaten wieder in den Louvre gehe. Museen sind meine Heimat, mein Zuhause. Ich fühle mich im Museum nie allein. Ich gehe lächelnd durch die Räume und habe bereits viele schöne Begegnungen in Museen gehabt", sagt Stefan Draschan, der derzeit zwischen Berlin, Wien und Paris pendelt.

Alte Meister in neuem Licht

Seit 2015 ist die Serie "People Matching Artworks" entstanden. Der Siegeszug dieser Serie begann im Internet. Auf Instagram, Facebook, Tumblr und Fotoblogs wurden Stefan Draschans Bilder millionenfach geliked und geteilt. Draschan gehört zu jenen Künstlern, die nicht von mächtigen Kuratoren oder Galeristen gemacht worden sind, sondern von einer begeisterten Netzgemeinde. Der Erfolg in den digitalen Distributionskanälen war so groß, dass selbst US-amerikanischen Talk-Show Größen wie Oprah Winfrey und Ellen DeGeneres auf Draschans humorvolle Momentaufnahmen aufmerksam wurden.

Starfotograf David LaChapelle outete sich ebenso als Draschan-Fan wie das Wiener Belvedere, das eine Werbekampagne mit seinen Sujets in Auftrag gegeben hat. Bis vor kurzem waren die Plakate in ganz Wien unübersehbar. Für Draschan kam der große Erfolg unerwartet: "Ich habe ohne tieferen Hintergedanken begonnen, Menschen in Museen zu fotografieren. Bald habe ich in den Sozialen Netzwerken gemerkt, dass andere Menschen mein Interesse teilen und mit den Bildern etwas anfangen können. Irgendwie muss man sich schließlich die Zeit vertreiben. Ich gehe fünfmal in der Woche ins Museum."

Ausstellungsansicht

STEFAN DRASCHAN

Bilder im Bild

Mit "People Matching Artworks" wirft Stefan Draschan einen Blick ins Museum, der garantiert nicht verstaubt ist. Kanonisierte Werke der Kunstgeschichte erscheinen hier als Bild im Bild. Draschan haucht alten Meistern neues Leben ein und bringt uns dazu, diese Bilder gemeinsam mit den dargestellten Betrachterinnen neu zu sehen.

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