Der Turmbau zu Babel

KHM MUSEUMSVERBAND

Zum 450. Todestag

Einzigartige Bruegel-Schau im KHM

"Bruegel. Die Hand des Meisters" heißt die Jahrhundertschau über Pieter Bruegel den Älteren im Kunsthistorischen Museum (KHM). Unter den insgesamt 90 Kunstwerken Bruegels, der auch der "Bauernbruegel" genannt wird, sind viele Gemälde, die noch nie in Wien zu sehen waren, wie etwa die "Dulle Griet" aus Antwerpen.

Mittagsjournal | 01 10 2018

Sabine Oppolzer

Zu Eröffnung dieser Ausstellung, die anlässlich des 450. Todestag des Künstlers stattfindet, wird auch das belgische Königspaar erwartet.

Dulle Griet

MUSEUM MAYER VAN DEN BERGH

Minutiös gemalte Zeitdokumente

An den Wimmelbildern von Bruegel kann man sich kaum sattsehen. Man sieht Bauern bei der Jause nach der Ernte oder Bauern am zugefrorenen See beim Eislaufen und Eisstockschießen. Weil Antwerpen in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts einen wirtschaftlichen Boom erlebte und rasch von einer Provinzstadt zur Metropole anwuchs, ist auf Bruegels Kunstwerken sowohl der Wohlstand als auch die Armut der Menschen zu sehen.

"Damals war der Kontrast zwischen arm und reich sehr stark, wie in den heutigen boomenden Städten in aller Welt. Daher zeigt Bruegel sowohl den Erfolg der Künstler und Händler, als auch die Armut der Benachteiligten seiner Zeit", wie Manfred Selling, Kurator der Ausstellung sagt. Er fügt an: Heute wäre Breugel mit seinen Bildkompositionen einer der größten Filmemacher unserer Zeit.

Internationales Forschungsprojekt

Im Rahmen eines internationalen Forschungsprojektes, in dem das Kunsthistorische Museum federführend war, ist es gelungen, hier 30 Gemälde, 35 Zeichnungen und 30 Druckgrafiken zu versammeln, wie man sie in dieser Form vermutlich nicht mehr zusammen sehen wird. Eines der Highlights ist die "Dulle Griet" aus Antwerpen oder der "Triumph des Todes" aus dem Prado, der eigens für diese Ausstellung noch restauriert wurde.

Entzückend ist auch die kleine "Anbetung der Könige" aus Winterthur, die noch eigens für diese Schau restauriert wurde oder der "Triumph des Todes" aus der National Gallery. Die Liste der beeindruckenden Leihgaben ist lang. Erstmals hängt auch neben den "Vier Jahreszeiten" aus dem Kunsthistorischen das fünfte Gemälde dieser Serie aus der Sammlung Lobkowitz in Prag. Das sechste Gemälde des Zyklus ist und bleibt verschollen.

Blow-ups als fotografische Sehhilfen

Faszinierend an dieser Ausstellung ist, dass Details aus den Bildern fototechnisch als Sehhilfe stark vergrößert wurden und man dadurch die präzise gemalte Hüte, Kochtöpfe, Schuhe oder Spielzeuge aus allernächster Nähe studieren kann. Außerdem ist die Schau angereichert durch historische Objekte aus Belgien: Zu sehen ist da etwa ein Paar Schuhe, wie sie auch die Menschen auf den Bildern tragen oder ein Wasserkrug. Sie sind in Glasvitrinen untergebracht und ergänzen noch einmal den dokumentarischen Charakter dieser Gemälde.

Infrarotmessungen und Holzanalysen

Besonderes Augenmerk wurde auf die technologische Erforschung der Arbeitsweise mittels Infrarotmessungen und Holzanalysen gelegt. Sabine Haag, die Generaldirektorin des KHM, sagt: "Wir haben dafür mit der TU Wien das sogenannte Positioniergerät entwickelt. Es ist ein Meilenstein in der seriösen wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Werk Bruegels. Wir werden es in Zukunft natürlich auch für andere Kunstwerke verwenden."

Ein Gemälde, das jetzt Bruegel zugeschrieben wird

Stolz ist das Kuratorenteam darauf, dass das Gemälde "Ansicht von Neapel" aus einer römischen Sammlung nun wohl doch Bruegel zuzuschreiben ist. Die Untersuchung der Holztafel wird aber erst nach der Ausstellung erfolgen. Das Kunsthistorische Museum, daß ja selbst im Besitz von zwölf Bruegel Gemälden ist, war prädestiniert dafür, diese Schau der Superlative in Wien auf die Beine zu stellen. Eine wirkliche Jahrhundertchance, die man sich nicht entgehen lassen sollte.

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