Männerhand auf einer Frauenhand

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Punkt eins

"Nur Komplimente" für die junge Kollegin?

Sexuelle Übergriffe sind Arbeitsalltag. Gast: Martina Fürpass, Geschäftsführerin, Verein sprungbrett. Moderation: Xaver Forthuber. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at

Jedes Jahr am 25. November, dem internationalen Gedenktag für alle Frauen und Mädchen, die Opfer von Gewalt wurden, beginnen die "16 Tage gegen Gewalt". Jede dritte Frau hat seit ihrem 15. Lebensjahr eine Form der sexuellen Belästigung erlebt - und die beginnt nicht erst bei körperlicher Gewalt. Bei Worten, Gesten und Blicken, die Grenzen überschreiten, wird oft noch weggeschaut. Besonders häufig geschehen solche Übergriffe am Arbeitsplatz, wo auch noch Hierarchien im Spiel sind. Betroffene schweigen oft aus Scham und/oder können sich nicht sicher sein, ob ihnen von der Unternehmensseite geholfen oder auch nur geglaubt würde.

"Sexuelle Belästigung geschieht in allen Branchen, von der Technik über die Gastronomie bis zum Sozialwesen. Weder ein Großunternehmen noch ein kleiner Betrieb sind davon ausgenommen". Das haben zwei Jahre Beratungserfahrung bei "Act4Respect" ergeben, einem Angebot des Vereins sprungbrett in Zusammenarbeit mit der AK Wien gegen Übergriffe am Arbeitsplatz. Berufseinsteigerinnen und Auszubildende sind in diesem Zusammenhang besonders vulnerabel, sagt Martina Fürpass, Geschäftsführerin von sprungbrett. Vereinsziel ist "Beratung, Bildung und Forschung für Mädchen und junge Frauen" sowie trans, inter und nichtbinäre Personen im Alter zwischen 11 und 25 Jahren.

Neben einer Hotline, persönlicher Beratung und sogar Begleitung von Betroffenen zu Terminen bei Arbeitgeber:in oder Behörde organisiert das Projekt auch Workshops zur Sensibilisierung für Betriebe. Die aktive Auseinandersetzung mit dem unangenehmen und tabuisierten Thema ist durchaus unangenehm, wissen die Berater:innen. Aber Wegschauen schütze nicht vor Vorfällen; für ein sicheres Arbeitsumfeld braucht es eine klare Haltung, ein System aus Vertrauenspersonen, Abläufen und Anlaufstellen, letztlich eine Änderung der Unternehmenskulturen, ist Martina Fürpass überzeugt.

Wo beginnen die Anzeichen für sexualisierte Übergriffe? Wie können besonders Lehrlinge, Berufsschülerinnen, Praktikantinnen und Berufseinsteigerinnen geschützt werden? Was ermächtigt sie zu handeln, wenn etwas passiert? Was haben Sie erlebt? Wie geht es jungen Frauen an Ihrem Arbeits- oder Ausbildungsplatz? Haben oder hatten Sie jemals das Gefühl, in einem toxischen Umfeld zu arbeiten; welche Auswirkungen hat das auf die eigene Seele, aber auch das gesamte Arbeitsklima, Leistung und Motivation? Würde Ihr Unternehmen sich klar und rechtzeitig auf die Seite von Betroffenen stellen?

Martina Fürpass ist zu Gast bei Xaver Forthuber. Anrufe - auch anonym - unter 0800 22 69 79; oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins(at)orf.at

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Act4Respect - Sprungbrett für Mädchen und junge Frauen

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  • Xaver Forthuber