Frederic Beigbeder

AFP/VALERY HACHE

Roman

Endlos leben

Der neue Roman des enfant terrible der französischen Literaturszene, Frederic Beigbeder.

Schulterlanges, wallendes Haar, ein schicker Bart im Gesicht, von Selbstzweifeln nicht allzu gequält: Frederic Beigbeder ist eine auffallende Figur in der französischen Literaturszene. Geleitet von seiner Berufserfahrung als Werbetexter landete er im Jahr 2000 einen Bestseller: "39,90". Ein Roman über die Werbebranche, der autobiografische Züge trägt.

Im aktuellen Roman "Endlos leben" beschäftigt sich Frederic Beigbeder, der auch als Schauspieler und Regisseur tätig ist, mit dem Thema der Unsterblichkeit.

Nachdenken über den Tod

Der Protagonist des Romans ist ein gewisser Frederic Beigbeder. Der trägt zwar denselben Namen wie der Autor und sieht ihm auch ziemlich ähnlich, aber ganz identisch sind die beiden Beigbeders nicht.

"Ich trage in mir 24 verschiedene Frederics. Früher habe ich meine Figuren anders genannt, aber man sagte immer wieder, dass ich eigentlich keine Romane schreibe, dass alles, was ich schreibe, völlig real ist. Also sagte ich: gut, dann nenne ich meine Figuren nach mir."

Alles beginnt damit, dass Beigbeders zehnjährige Tochter mit dem Tod hadert. "Papa, ich will nicht, dass du stirbst", verlangt sie, und Frédéric Beigbeder antwortet: "Von jetzt an stirbt niemand mehr".

Um dieses gewagte Versprechen einhalten zu können, begibt sich Beigbeder mit seiner Tochter auf eine Reise rund um die Welt, auf der Suche nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Verlängerung des Lebens.

Recherchen über die Unsterblichkeit

All diese Reisen hat Frédéric Beigbeder, der Autor, tatsächlich unternommen, und seine Unterhaltungen mit den Wissenschaftlern sind im Roman weitgehend wörtlich wiedergegeben.

"Ich habe versucht, alles zu verstehen und es möglichst einfach zu erzählen, aber manchmal ist das wirklich schwierig."

Es ist ein rasanter Streifzug durch die Wissenschaft, von dem Beigbeder erzählt: In Genf trifft er einen Genforscher, in Tel Aviv einen Experten für Stammzellentransplantation, er macht eine Verjüngungskur am Wörthersee in Kärnten, erfährt wie Aids Leben retten kann, und informiert sich über die Umkehrung des Alterungsprozesses. Das alles ist beeindruckend und oft einigermaßen kompliziert – aber natürlich besteht der Roman nicht allein aus wissenschaftlichen Gesprächen.

Beigbeder denkt über die Gesellschaft nach, über ihren Selbstoptimierungswahn, über Glaube und Religionen. Und er begehrt auf, gegen den Tod und seine Unvermeidlichkeit – schließlich ist er selbst über 50 und merkt, dass die Idee des eigenen Endes für ihn immer realer wird.

Komisch, skurril, beeindruckend

Es ist ein dunkles Thema, aber kein dunkler Roman. Beigbeder erzählt mit wunderbar schwarzem Humor und Lust an abgründigen Überlegungen. Beigbeders Text ist außergewöhnlich, eine fesselnde Mischung aus Fakten und Fiktion, die Beigbeder als "Science-non-fiction" bezeichnet und für die er auch an sich selbst herumexperimentiert hat.

"Ich habe Bluttransfusionen und Laserbehandlungen gemacht, ich habe mein Genom sequenzieren und meine Stammzellen einfrieren lassen. An einem Punkt habe ich aufgehört, denn ich bekam Angst vor dem, was ich da entdeckte, ich wollte kein Vampir werden, also habe ich mir kein junges Blut injizieren lassen. In San Diego kann man seine DNA verändern lassen, aber das kostet 35.000 Dollar pro Tag und mein Verlag wollte das nicht bezahlen, daher konnte ich es nicht machen."

Würde er selbst gerne endlos leben? Bei dieser Frage hält sich Frederic Beigbeder zurück.

" Ich muss nicht ewig leben, ich würde nur gern meine Lebenszeit verdoppeln".

Service

Frederic Beigbeder: "Endlos leben", Piper Verlag

Übersicht