Ballettensemble

WIENER STAATSBALLETT/ASHLEY TAYLOR

"Sylvia" an der Wiener Staatsoper

Ballerina mit Pfeil und Bogen

Ein Ballettklassiker, der jedoch vergleichsweise selten auf den Spielplänen zu finden ist, hat am Samstag an der Wiener Staatsoper Premiere: "Sylvia", 1876 in Paris uraufgeführt, genießt vor allem wegen der Musik von Léo Delibes große Popularität. Ballettdirektor Manuel Legris legt nun eine eigene Neufassung des Werks vor - und damit seine zweite abendfüllende Choreografie im Haus am Ring.

Wenn er diese Musik früher gehört hätte, soll Peter Iljitsch Tschaikowski voller Respekt über "Sylvia" gesagt haben, hätte er den Schwanensee nie geschrieben. Und tatsächlich wirken manche musikalischen Themen von Léo Delibes weit weniger populärer "Sylvia" ebenso vertraut wie der zur gleichen Zeit entstandene Schwanensee.

Romantisch-antiker Stoff

Richtig bekannt wurde "Sylvia" erst in den 1950er Jahren durch eine Neubearbeitung des Choreografen Frederick Ashton für das Royal Ballet in London. Manuel Legris hingegen, Ballettdirektor des Wiener Staatsballetts, hat das Werk als Student an der Pariser Oper gesehen. Dieser ursprünglichen, französischen Traditionslinie von "Sylvia", die ihn geprägt hat, folgte Legris nun auch in seiner Neubearbeitung für die Wiener Staatsoper.

"Das Thema dieses Balletts ist sehr modern", so Legris. "Es geht um Macht und Liebe. Selbst, nachdem wir uns entschlossen haben, es klassisch zu präsentieren, wirkt es zeitgemäß."

Zwei Ballett-TänzerInnen

WIENER STAATSBALLETT/ASHLEY TAYLOR

Sehr modern, nämlich als Jägerinnen mit Pfeil und Bogen, setzte das Ballett für damalige Verhältnisse auch Frauen in Szene - an der Spitze die Nymphe Sylvia, die im Dienst der Jagdgöttin Diana steht und für die zärtlichen Annäherungsversuche des jungen Hirten Aminta zuerst gar nicht empfänglich ist. Zwischenzeitlich wird sie vom Bösewicht Orion entführt, doch am Ende macht der Liebesgott Eros alles wieder gut. Ein romantisch-antiker Stoff mit starken Frauen, den man auch als Ballett-Gegenstück zur "Walküre" bezeichnen könnte, sagt Manuel Legris. Viel Einfluss Richard Wagners sieht er auch in Delibes kontrastreicher Musik.

"Diese Partitur geht in so viele verschiedene Richtungen: Einmal ist die Musik leicht und romantisch, dann fast schon brutal. Da steckt viel Gestaltungsfreiheit drin."

"Genieße die Zeit mit Tänzern"

Nach "Le Corsaire" vor zweieinhalb Jahren legt Manuel Legris mit "Sylvia" nun seine zweite abendfüllende Choreografie vor.

"Ich mache das auch, weil ich die Zeit mit meinen Tänzern im Studio sehr genieße, in der ich ihnen nicht nur als Ballettdirektor, sondern als Choreograf gegenüberstehe", sagt Legris. "Das ist ein ganz anderes Arbeiten. Nach acht Jahren, in denen ich dieser Kompagnie nun vorstehe, empfinde das als Bereicherung und schöne Erfahrung."

Eine schöne Erfahrung dürften mit dieser "Sylvia" auch alle Liebhaber des romantischen Balletts machen - für reichlich pittoreske und malerische, aber auch kraftvolle Momente, optisch wie musikalisch, ist jedenfalls gesorgt.

Gestaltung