Gedenkstätte Theresienstadt, PT 13150
Betrifft: Geschichte
Ghetto Theresienstadt - Das Vorzeige-Lager
Von den Nationalsozialisten als Lebensraum unter "jüdischer Selbstverwaltung" für privilegierte, verdiente und alte Personen jüdischer Herkunft präsentiert, war der Ort Theresienstadt, nördlich von Prag, de facto eine Transitstätte für Deportationen in die Todeslager im Osten. Kein anderes NS-Lager wurde derart offensiv zur Täuschung über den Plan der Ermordung der europäischen Juden eingesetzt.
24. Dezember 2018, 02:00
Gedenkstätte Theresienstadt, PT 8184
Ferdinand Bloch: Warteschlange für Essen, 1942
Viele der künstlerischen Arbeiten, die aus Theresienstadt erhalten sind, thematisieren die Situation der prekären Nahrungsversorgung. Die Kost bestand meist aus verfaulten Kartoffeln, verschimmeltem Brot und Suppen aus Kartoffelschalen.
Das Leben im 1941 eingerichteten "Vorzeige-Ghetto" war geprägt von massiver Überfüllung, Unterernährung, Epidemien bei unzureichender medizinischer Versorgung, hohen Todesraten und willkürlicher Gewalt durch die SS.
Demgegenüber stellte die NS-Propaganda den Ort als Referenz für die praktizierte "humane" Behandlung der Juden heraus, insbesondere nach Bekanntwerden der Existenz der Gaskammern in Auschwitz und von Details über den stattfindenden Massenmord durch alliierte Medien.
Die in das so bezeichnete "jüdische Siedlungsgebiet" verbrachten ca. 140-150.000 Jüdinnen und Juden stammten aus der Tschechoslowakei sowie aus Deutschland, den Niederlanden, Dänemark, Ungarn und Österreich. Mehr als 15.000 Menschen wurden aus Österreich in die ehemalige habsburgische Garnisonsstadt deportiert.
Obwohl die Darstellungen eines bevorzugten "Alters- und Prominentenghettos" als Strategien für einen reibungslosen Ablauf der Beraubung, Deportation und Ermordung der jüdischen Bevölkerung dekonstruiert wurden, hielt sich nach 1945 die Legende, dieses Todes-Transitlager sei ein verhältnismäßig erträglicher Aufenthaltsort für Jüdinnen und Juden unter dem NS-Regime gewesen.
Für die Ö1 Sendereihe "Betrifft: Geschichte" spricht Andreas Wolf mit Vojtech Blodig, Deputy Director des Terezín Memorial. Die Bildtexte stammen von der Zeithistorikerin Rosemarie Burgstaller, die eine aktuelle Theresienstadt-Ausstellung im Wiener Volkskundemuseum kuratierte.
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Terezin Memorial
Volkskundemuseum Wien - Kunst und Widerstand im Ghetto Theresienstadt