Rosa Mayreder

Rosa Mayreder - ÖNB

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Brot und Rosen - Kampf um das Wahlrecht

Zwei Pionierinnen im Kampf um das Frauenwahlrecht: Rosa Mayreder und Adelheid Popp.

Beim Brand in einer New Yorker Fabrik 1911 starben 146 überwiegend minderjährige europäische Immigrantinnen. Die amerikanische Gewerkschafterin Rose Schneiderman sprach in einer Rede von den Bedürfnissen der Arbeiterin, die Brot braucht, aber auch Rosen. "Brot und Rosen" wurde zum Motto der internationalen Frauenbewegung - und ist es bis heute.

Der Ruf nach Gleichheit erklingt zum ersten Mal während der Französischen Revolution. Durch das industrielle Zeitalter des 19. Jahrhunderts zieht sich die blutige Spur der amerikanischen und englischen Suffragetten, die für den Kampf um Frauenrechte verhöhnt, verfolgt und sogar getötet werden. Die bürgerlichen Frauen fordern Bildung, freie Berufswahl und politische Gleichberechtigung, die Arbeiterinnen gerechte Entlohnung. Unter den Ausgebeuteten sind die weiblichen Arbeitskräfte noch einmal aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert, haben weniger Rechte und werden schlechter bezahlt - bis heute übrigens. Das Frauenwahlrecht fordern beide Lager der Frauenbewegung.

"Die geistige Entfaltung ist vom Geschlecht unabhängig."
Rosa Mayreder

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Rosa Mayreder

Die 1858 in Wien geborene Rosa Mayreder geht von Jugend an einen Schritt weiter. Sie stammt aus wohlhabenden Verhältnissen, ihr Vater besitzt das gut gehende Winterbierhaus in der Wiener Innenstadt, die große Familie mit 13 Kindern lebt im selben Haus. Rosa wehrt sich von Kindheit an gegen die Ungerechtigkeit, im Gegensatz zu ihren lernfaulen Brüdern keine ordentliche Ausbildung zu bekommen.

Mit Eigensinn und Ausdauer erreicht sie, was den wenigsten Frauen ihrer Generation zuteilwird. "Die geistige Entfaltung ist vom Geschlecht unabhängig", schreibt sie schon als Jugendliche in ihr Tagebuch, Gedanken, die sie 30 Jahre später in ihrer berühmten Kritik der Weiblichkeit ausführt: "Der Vorrang, den die Männer für sich beanspruchen, ist in den herrschenden Lebensbedingungen nicht gerechtfertigt." Rosa Mayreders Werk - philosophische Schriften, Essays, Romane und Erzählungen - beschäftigt sich zentral mit dem Zusammenhang von Geschlecht und Charakter, dem Begriff der Weiblichkeit, der Beziehung von Mann und Frau, die erst durch eine Gleichberechtigung der Geschlechter möglich wird.

Rosas "Schuld" an seiner Depression

Als Schriftstellerin erfolgreich, als Verfechterin der Frauenrechte eine bekannte Persönlichkeit, stößt Rosa in ihrer eigenen Ehe an die Grenzen des Möglichen. Ihr Ehemann, Karl Mayreder, einer der Wiener Ringstraßen-Architekten und Miterbauer des Rathauses, verfällt in seiner Lebensmitte in eine schwere Depression, die Rosas Leben zur Hölle macht. Einer der zahlreichen Ärzte, die sich um den Patienten bemühen, ist Freud. Er vermutet in Rosas Klimakterium eine Ursache des Leidens. "Der Interpretationskünstler überwiegt bei Weitem den wissenschaftlichen Beobachter in ihm", notiert Rosa in ihrem Tagebuch.

Adelheid Popp muss schon mit acht arbeiten

Ein völlig anderes Schicksal hat ihre Mitstreiterin um das Frauenwahlrecht, die 1869 geborene Adelheid Dworschak, verehelichte Popp. Der Vater stirbt früh, die Mutter bringt sich und die Kinder nur mit Mühe durch. In Gasthäusern bittet sie um das heiße Wasser, in dem Würste gekocht werden. Zusammen mit einem Stück Brot ist das ihr einziges Mittagessen.

Adelheid Popp

Adelheid Popp

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Adelheid muss schon mit acht Jahren arbeiten, um die Familie mit zu ernähren. Der Mutter, selbst Analphabetin, ist es egal, dass das Kind noch die Schule besuchen müsste. Später, als Fabriksarbeiterin, als Adelheid das Ausmaß ihrer Ausbeutung erkennt und den Kampf dagegen aufnimmt, geht sie noch einmal zum Unterricht, um ihre Lücken in Grammatik zu schließen.

Das Wahlrecht für den Mann geht vor

Selbst das erbittert ihre Mutter. Doch Adelheid hat in Julius Popp einen Ehemann, der sie nicht unterdrückt, sondern fördert. Die Hürden sind nichtsdestotrotz beinahe unüberwindlich. Nicht einmal den Sozialdemokraten ist die Gleichberechtigung der Frau ein großes Anliegen. Parteigründer Victor Adler fordert zwar das Wahlrecht für die Frau, doch erst dann, wenn das vordergründige Ziel, das Wahlrecht für den Mann, erreicht ist. Was 1907 schließlich gelingt.

Der verlorene Erste Weltkrieg erschüttert dann alles, auch die Barrieren, die Frauen entgegenstehen. "So hat sich der Krieg als der wahre Revolutionär erwiesen. Er stürzte, was bisher unerschütterlich stand", sagt Adelheid Popp zu Kriegsende. Am 12. November 1918 erhalten die Frauen gleichzeitig mit der Proklamierung der Republik Deutschösterreich das Wahlrecht.

Gestaltung

  • Susanne Ayoub