Dieter Kosslick

AFP/ODD ANDERSEN

7. bis 17. Februar 2019

Berlinale - Dieter Kosslicks letzte Ausgabe

Die 69. Berlinale findet das letzte Mal unter der Leitung von Dieter Kosslick statt. Er steht seit 2001 an der Spitze von Deutschlands größtem Filmfestival und wird vom italienischen Filmkritiker und Festivalorganisator Carlo Chatrian abgelöst. Für den diesjährigen Wettbewerb hat der scheidende Leiter insgesamt 17 Filme ausgesucht; den Vorsitz der Jury für die begehrten Silbernen und den Goldenen Bären führt die französischen Schauspielerin Juliette Binoche.

Den Showman hat Dieter Kosslick nie zu Hause gelassen, bei aller Ernsthaftigkeit der als hochgradig politisch geltenden Berlinale. Und so wird die manchmal charmant-unbeholfene Leichtigkeit, mit der Kosslick die Berlinale 18 Jahre lang geführt hat, in Zukunft wohl ein wenig abgehen - sei es am Roten Teppich oder bei Presseauftritten, inklusive sprachlicher Hoppalas.

Morgenjournal | 06 02 2019 | Vorschau

Arnold Schnötzinger

"Das Goldene Handtuch" etwa, so kündigte Kosslick kürzlich den neuen Film des deutschen Regisseurs Fatih Akin und ließ sich dann auch umgehend korrigieren, freilich heiße der Film "Der goldene Handschuh"! Damit ist - neben Akins Film - eine ziemlich verruchte Hamburger Gaststätte gemeint, in der der Serienmörder Fritz Honka seine Opfer kennenlernte.

Kopf und Pranken des Berlinale-Bären

APA/dpa-Zentralbild/Jens Büttner

Europa dominiert Wettbewerb

Fatih Akins Film nach einem Roman von Heinz Strunk ist einer von 17 Filmen im heurigen Berlinale-Wettbewerb, eine vergleichsweise schmale Auswahl im Rennen um den Goldenen Bären, in dem sich diesmal kein einziger Film aus den USA befindet, dafür aber der europäische Autorenfilm mit Werken von Francois Ozon, Agnieszka Holland, Isabel Coixet und Hans Petter Moland dominiert. Auch die österreichische Regisseurin Marie Kreutzer mischt hier mit ihrem Film "Der Boden unter den Füßen" mit.

Ungleiche Schwestern

Zwei ungleiche Schwestern stehen im Mittelpunkt von Kreutzers Film: die ist eine erfolgreiche Unternehmensberaterin auf dem Weg nach oben, die andere ist psychisch krank und betreuungsbedürftig, letzteres Sand im Getriebe der Karriere einer Frau, die zwischen Loyalitätskonflikten, Schuldgefühlen und beruflichem Aufstieg eben den Boden unter den Füssen zu verlieren droht. "Ich war ziemlich überrascht von Kosslicks Anruf und bin sehr glücklich, weil der Film jetzt quasi das Gütesiegel 'Berlinale-Wettbewerb' hat", meint Kreutzer.

Chinesische Boy Group

Das österreichische Kino ist unter anderen noch in Nebenreihen mit Nikolaus Geyrhalters neuem Dokumentarfilm "Erde" und einer filmisch experimentellen Annäherung an Elfriede Jelineks Roman "Die Kinder der Toten" in Berlin präsent. Dass heuer wenig Hollywood-Prominenz über den Roten Teppich spazieren wird, versucht sich Dieter Kosslick zumindest schön zu reden: "Da kommt dann auch noch die chinesische Boygroup The Fighting Boys, die haben eine Milliarde Followers auf Facebook."

Immerhin wird Christian Bale für den Film "Vice", der in Berlin außer Konkurrenz läuft, erwartet, auch Chatherine Deneuve, Tilda Swinton und Diane Kruger. Eröffnet wird die Berlinale heuer mit dem Drama "The Kindness of Strangers" der dänischen Regisseurin Lone Scherfig.

Gestaltung

  • Arnold Schnötzinger