Rosa Mayreder auf einem Schüttbild

BILD ARCHIV AUSTRIA/ORF/ISABELLE ORSINI-ROSENBERG

Vorkämpferin der Frauenrechte

Rosa Mayreder

Sie ist die Vordenkerin der ersten Frauenbewegung, Schriftstellerin, Kulturphilosophin, Malerin und Pazifistin.

Rosa Mayreder wurde 1858 als Rosa Obermayer in Wien geboren und starb 1938. Sie stammt aus wohlhabenden Verhältnissen, ihr Vater besitzt das gut gehende Winterbierhaus in der Wiener Innenstadt. Seit ihrer Kindheit wehrt sich Rosa gegen die Ungerechtigkeit, im Gegensatz zu ihren lernfaulen Brüdern keine ordentliche Ausbildung zu bekommen.

"Die beiden Geschlechter stehen in einer zu engen Verbindung, sind voneinander zu abhängig, als dass Zustände, die das eine treffen, das andere nicht berühren sollten."

Rosa Mayreder ist die Vordenkerin der ersten Frauenbewegung. Aufgrund ihrer radikalen Ansichten tritt sie aus dem von ihr mitbegründeten Frauenverein aus. Ihre Vorstellungen und Gedanken sind Ihrer Zeit weit voraus. Rosa Mayreders Werk - philosophische Schriften, Essays, Romane und Erzählungen - beschäftigt sich zentral mit dem Zusammenhang von Geschlecht und Charakter, dem Begriff der Weiblichkeit, der Beziehung von Mann und Frau, die erst durch eine Gleichberechtigung der Geschlechter möglich wird. Sie entlarvt die traditionellen Rollenbilder von Weiblichkeit und Männlichkeit als soziokulturelles Konstrukt, stellt homosexuelle Liebe der heterosexuellen gleich und postuliert Androgynität als Ideal. Auch in ihrem Privatleben ist sie radikal: Mayreder verweigert das Korsett, führt eine offene Ehe und hat zwei langjährige außereheliche Beziehungen.

“Es heißt immer ‘das Weib’ oder ‘der Mann’; und man operiert mit diesen Begriffen so, als ob man ein allgemeines ‘metaphysisches Realwesen’, das in jedem Mann und in jedem Weibe zur Erscheinung kommt, damit bestimmt hätte. Dabei übersieht man, daß ‘Männlichkeit’ und ‘Weiblichkeit’ in vielen wesentlichen Stücken bloße Kulturprodukte sind, also nichts Feststehendes und Abgeschlossenes, noch auch etwas allgemein Zutreffendes. Soweit die Geschlechtstrennung den Interessen der Fortpflanzung zu dienen hat, soweit bestimmt sie die Organisation des Individuums. Aber das Individuum hat ein Eigenleben, das von den Zwecken der Fortpflanzung nicht berührt wird. Daher können die Unterschiede, die das Geschlecht mit sich bringt, nur relative, keine absoluten sein und in die Konstitution nicht tief genug eingreifen, um die Einheit des Gattungscharakters aufzuheben.”

“Nichts muss den Frauen so angelegen sein, als gegen die Abstraktion zu kämpfen, in die sie beständig durch das männliche Denken verwandelt werden. Gegen das Weib als Idol müssen sie kämpfen, wenn sie als reelle Personen ihr Recht in der Welt erobern wollen.”

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