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Erste weibliche Nationalratspräsidentin
Barbara Prammer
Sie war Bundesministerin für Frauenangelegenheiten und Konsumentenschutz. 2006 wird sie die erste weibliche Nationalratspräsidentin in der Geschichte Österreichs und somit höchstrangige Frau der Republik: Sie holt die Jugend ins Parlament und interessiert sie für Kinderarmut und Kinderrechte.
7. November 2019, 10:52
Mag.a Barbara Prammer wurde 1954 in Ottnang am Hausruck in Oberösterreich als Barbara Thaller geboren. 2014 starb sie nur ein Jahr nach ihrer Krebsdiagnose.
Nach der Matura an der Handelsakademie wird sie Standesbeamtin. Als sich der männlich dominierte Gemeinderat gegen eine ihr von den Behörden vorgeschlagene fixe Planstelle entschließt, verlässt Prammer das Amt.
“Ich werbe und kämpfe für die Demokratie, wo immer ich kann. Sie garantiert uns größtmögliche Freiheit und lässt uns unser gesellschaftliches Zusammenleben selbst gestalten."
Barbara Prammer studiert Soziologie an der Johannes-Kepler-Universität in Linz und wird Sozial- und Berufspädagogin und betreut Kunden des Arbeitsmarkservice (AMS).
Gleichzeitig übernimmt sie den Vorsitz der SPÖ-Frauen in Oberösterreich und engagiert sich für das Frauenhaus. Barbara Prammer, deren Vater sich für die Gemeindepolitik einsetzte, wuchs nun selbst immer mehr in die Politik hinein.
1991 wird sie zweite Präsidentin des oberösterreichischen Landtags für die SPÖ, wo sie sich für die Integration behinderter Kinder an den Regelschulen einsetzt. 1995 ist sie als Landesrätin für Wohnbau und Naturschutz die erste Frau in der oberösterreichischen Landesregierung.
1997 wird sie Bundesministerin für Frauenangelegenheiten und Konsumentenschutz. Als ihrem Mann von einer Mitarbeiterin der Arbeiterkammer Linz sexuelle Belästigung vorgeworfen wird, stellt sich Barbara Prammer auf die Seite der Frauen. Diese Haltung wird von den von ihr als Frauenministerin durchgesetzten Gesetze zum Gewaltschutz und Wegweiserecht im Jahr 1997 unterstrichen.
2006 wird Barbara Prammer erste weibliche Nationalratspräsidentin in der Geschichte Österreichs und somit höchstrangige Frau der Republik: Sie holt die Jugend ins Parlament und interessiert sie für Kinderarmut und Kinderrechte! Die Einrichtung der “Demokratiewerkstatt” dient den Schülerinnen und Schülern als Medienkompetenzschulung. Ihre Aufgabe ist es, dem Parlament als Institution wieder mehr Bedeutung und Würde zu verleihen.
Einleitung der dringend notwendigen Generalsanierung des Parlaments 2011.
Barbara Prammer stirbt 2014 nun ein Jahr nach ihrer Krebsdiagnose.
“Solidarität ist niemals aus der Mode! Deshalb muss unser Sozialstaat außer Streit stehen, auch wenn er von Zeit zu Zeit Anpassungen braucht. Er zeichnet Europa aus, ist eine großartige, zum Teil hart erkämpfte Errungenschaft und nicht zuletzt ein Trumpf im weltweiten Wettbewerb.”
“Es macht sich zunehmend Unzufriedenheit breit. Generell sind die Menschen heute mündiger als früher, ihre Erwartungen an die Politik haben sich stark verändert. Der Anspruch an die Partei, die sich um alles kümmert und ihre Mitglieder von der Geburt bis zum Tod umsorgt, hat sich dadurch überlebt. Das entspricht dem Trend der Zeit, viele fühlen sich dadurch jedoch politisch heimatlos. Sie ordnen sich keinem Lager mehr zu, sind aber nirgends angekommen Sie haben sich auf die Reise gemacht, sind aber noch nicht am Ziel und fühlen sich nirgendwo zugehörig.”
“Ich werbe und kämpfe für die Demokratie, wo immer ich kann. Sie garantiert uns größtmögliche Freiheit und lässt uns unser gesellschaftliches Zusammenleben selbst gestalten. Das ist zugegeben nicht immer leicht, darum ist Demokratie auch beschwerlich. Doch es gibt keine Alternative zu ihr, sodass wir uns immer wieder um sie bemühen müssen. Respekt gegenüber anderen Meinungen und Bereitschaft zum Kompromiss sind für mich die Schlüssel zu einem demokratischen Miteinander, das allen faire Chancen gibt.”
“Unser Ziel muss es sein, möglichst alle Bürgerinnen und Bürger zur Teilnahme an der Demokratie zu motivieren und zu befähigen. Diese Bildung beginnt mit Meinungsbildung: eine eigene Meinung zu haben und diese auch vertreten zu können. Das setzt wiederum Selbstbewusstsein und Zivilcourage voraus. Wir müssen uns aber bewusst sein, dass es viele andere Sichtweisen und Überzeugungen gibt. Es braucht also beides: Selbstbewusstsein und Toleranz, Mut zur eigenen Meinung und Respekt gegenüber anderen Meinungen, Überzeugung und die Fähigkeit zum Kompromiss.”