ROBERT ANGST FILM/ORF/ISABELLE ORSINI-ROSENBERG
Antifaschistische Widerstandskämpferin
Agnes Primocic
Sie war eine österreichische Kommunalpolitikerin der Kommunistischen Partei und antifaschistische Widerstandskämpferin. Agnes Primocic befreite 17 zum Tode verurteilter Gefangener aus einem Nebenlager des KZ Dachau.
7. November 2019, 10:51
Agnes Primocic wurde 1905 als Agnes Reinthaler in Hallein geboren und verstarb 2007 in ihrem Geburtsort. Mit 16 Jahren begann sie in der Halleiner Zigarren- und Tabakfabrik zu arbeiten. Sie setzte sich bei empfundenem Unrecht vehement für ihre Kolleginnen ein und kämpfte ab ihrem 25. Lebensjahr als Gewerkschafterin und Betriebsrätin für gerechte Arbeitsbedingungen in der Fabrik.
"Angst hab ich schon gehabt, ich hab ja doch an meine Kinder denken müssen. Aber wie kannst du denn nein sagen, wenn dich jemand bittet, du sollst ihm das Leben retten?”
1934 wechselte Agnes Primocic von der SPÖ in die KPÖ. Sie beteiligte sich an der Roten Hilfe für in Not geratene Familien politisch Verfolgter und leistete schon sehr früh aktiven Widerstand gegen den einsetzenden Austrofaschismus. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Österreich wurde sie wegen ihres politischen Engagements von der Gestapo mehrfach verhört und bis 1945 drei Mal inhaftiert. Trotzdem unterstüzte sie Widerstandsgruppen und blieb als antifaschistische Widerstandskämpferin aktiv. Unter anderem rettete sie als Mutter zweier kleiner Kinder unter Einsatz des eigenen Lebens 17 zum Tode verurteilter Gefangener aus einem Nebenlager des KZ Dachau.
Nach dem Krieg blieb Primocic politish aktiv und war von 1946 bis 1949 Gemeinderätin in Hallein. 2000 wurde sie zur Ehrenbürgerin der Stadt Hallein ernannt.
“Von 1943 bis 1945 habe ich immer in der Furcht gelebt. Ich hab immer Angst gehabt, dass sie mich erwischen, dass sie auf etwas drauf kommen. Ich hab mich auf der Straße nicht zu weinen getraut; so hat man sich vor der Regierung fürchten müssen. Ich bin in die Kirche gegangen, wo ich allein war, und habe dort geweint. Da ist der Dechant gekommen und hat gefragt: “Liebe Frau, warum weinen Sie denn?” Ich hab mir gedacht, der Dechant wird mich schon nicht verraten und habe ihm erzählt, dass ich Mitleid mit den Gefangenen habe. Ich hab gesagt: “Dieses Auto voll mit Gefangenen - die bringen sie jetzt zum Erschießen dort hinauf.” Daraufhin hat er gesagt: “Da kann man nur beten.” Und ich hab mir gedacht: “Beten allein nutzt nichts, da muss man auch was tun.” Und ich hab mir vorgenommen, wenn ich kann, wenn ich die Möglichkeit habe, dass ich jemandem aus dieser Hölle heraus helfen kann, dann tue ich das.”