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Gründerin der Liberalen Forums
Heide Schmidt
Sie war die allererste Vertretung der FPÖ im Bundesrat. 1993 tritt sie aus der FPÖ aus und gründet mit wenigen Parteikollegen das Liberale Forum (LIF), das bei seiner ersten Wahl die Grünen im Nationalrat überholt
7. November 2019, 10:51
Mag.a Dr.in Heide Schmidt wurde 1948 als Heide Kollmann in Kempten im Allgäu geboren. Sie promoviert 1971 an der Fakultät für Rechtswissenschaften der Universität Wien und ist in der Legistik im Unterrichtsministerium tätig. 1973 tritt sie der FPÖ bei.
"Die Spielregeln der Politik sind familienfeindlich und von Seilschaften geprägt. Und die sind im Regelfall männlich.“
Mag.a Dr.in Heide Schmidt wird 1977 Assistentin des Volksanwaltes Dr. Gustav Zeillinger und erlangt mit der ORF-Produktion “ein Fall für den Volksanwalt” große öffentliche Bekanntheit. 1987 zieht Heide Schmidt nicht nur in den Wiener Landtag ein, sondern wird gleichzeitig die allererste Vertretung der FPÖ im Bundesrat. 1990 wird sie dritte Nationalratspräsidentin. 1992 und 1998 kandidiert sie zur Bundespräsidentschaftswahl, die jeweils Thomas Klestil gewinnt. Mit dem von der FPÖ initiierten Volksbegehren "Österreich zuerst" im Jahr 1993 tritt sie aus der FPÖ aus und gründet mit wenigen Parteikollegen das Liberale Forum (LIF), das bei seiner ersten Wahl nicht nur die Grünen im Nationalrat überholt, sondern auch in drei Landtage und ins Europäischen Parlament einzieht. Nach der Parteifusionierung des Liberalen Forums mit den NEOS 2014 ist Heide Schmidt Parteimitglied der NEOS.
"Wir sind ein Land, das von einem hohen Autoritätsbewusstsein geprägt ist, und das ist männlich konnotiert. Von einem immer noch in den Knochen steckenden, wenn auch nicht gelebte Katholizismus. Dieses konservative Land hat eine Rollenzuschreibung und ein Familienverständnis, das mit meinem herzlich wenig zu tun hat. Es ist so selbstverständlich, die Hauptverantwortung für das Zusammenhalten und Funktionieren der Familie der Frau zuzuordnen. Und zwar auf Kosten der Selbstständigkeit, die nun einmal, wenn man nicht reich geboren ist, Erwerbstätigkeit voraussetzt. Abgesehen davon, dass sie auch Freude machen kann. Die Selbstverständlichkeit einer geteilten Verantwortung gibt es maximal am Papier, in der Realität erleben wir das noch viel zu wenig. Und das führt dazu, dass es Frauen auch im politischen Geschehen schwerer haben, dass sie an der Spitze gar nicht erwünscht sind, weil sie eben nicht das repräsentieren, was eine breite Wählerschaft gewöhnt ist. Außerdem sind die Spielregeln der Politik familienfeindlich und von Seilschaften geprägt. Und die sind im Regelfall männlich.“
"Ich habe mein Bewusstsein in die feministische Richtung viel zu spät geschärft. Ich habe, als ich Generalsekretärin geworden bin, die ersten Kontakte mit den beiden anderen Generalsekretären durchaus mit Schadenfreude erlebt. Es war so spürbar für mich, dass sie nicht wussten, wie sie mit mir umgehen sollen. Ihnen war klar, dass es nicht gut kommen würde, wenn sie mit mir so hart, so aggressiv umgehen, wie das Generalsekretäre eben tun. Weil man das einer Frau gegenüber nicht macht. Diese Art der Verunsicherung hat mir durchaus Spaß gemacht. Ansonsten habe ich Ressentiments gegen Frauen deswegen selten gespürt, weil ich schon als junge Frau mit einer Autoritätsfunkton ins Berufsleben eingestiegen bin. Und das war wahrscheinlich ein Schutzschild. Diesen Weg, wo man sich als Frau durchbeißen muss, den habe ich nicht wahrgenommen. Und wenn irgendwas daneben gegangen ist, dann habe ich das immer auf mich selbst geschoben und habe mir gedacht: Ich war nicht gut genug, oder ich war zu jung oder Ähnliches. Die strukturelle Diskriminierung habe ich überhaupt erst später so richtig begriffen.“