
DPA/KAY NIETFELD/ORF/ISABELLE ORSINI-ROSENBERG
Erste Protokollchefin der UNO
Benita Ferrero-Waldner
Sie war die erste Protokollchefin der Vereinten Nationen, Außenministerin der ersten Schwarz-Blauen Regierungskoalition und EU-Kommissarin für Außenbeziehungen und Nachbarschaftspolitik
7. November 2019, 10:50
Dr.in Benita Ferrero-Waldner wurde 1948 in Salzburg als Benita Waldner geboren. Nach ihrem Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Salzburg ist sie erstmals als Exportabteilungsleiterin in der Privatwirtschaft.
“Frauen sind noch nicht daran gewöhnt, Macht zu haben. Ich würde sagen: Wir Frauen lernen langsam, mit der Macht umzugehen”.
Dr.in Benita Ferrero-Waldner absolviert 1984 die Diplomatenprüfung und ist seither im auswärtigen Dienst: Unter anderem in den Österreichische Botschaften in Madrid, Dakar und Paris. 1994 wird sie erste Protokollchefin der Vereinten Nationen und nur ein Jahr darauf Staatssekretärin unter dem ÖVP-Außenminister Wolfgang Schüssel. 1996 zieht sie in den Nationalrat ein. Im Jahr 2000 wird Benita Ferrero-Waldner Außenministerin der ersten Schwarz-Blauen Regierungskoalition. 2004 tritt sie zur Bundespräsidentschaftswahl. Zwar obsiegt Heinz Fischer, aber mit 47,6 Prozent der Stimmen erzielt Ferrero-Waldner bislang das beste Ergebnis einer weiblichen Kandidatin in Österreich. Im selben Jahr wird sie EU-Kommissarin für Außenbeziehungen und Nachbarschaftspolitik auf Vorschlag des neue Kommissionspräsidenten José Manuel Barroso. 2009 zieht sich Dr.in Benita Ferrero-Waldner aus der Politik zurück.
“Frauen müssen nicht unbedingt Frauen wählen, aber Freda Meissner-Blau, Heide Schmidt und Gertraud Knoll, die so gegen mich waren, haben bei ihren eigenen Wahlkämpfen gesagt, dass es Zeit für eine Frau an der Spitze ist. Sie waren dann gegen mich, weil sie ideologisch anders ausgerichtet waren. Dann hätten sie sagen müssen: ‘Wir sind grundsätzlich für eine Frau, aber ideologisch können wir nicht für diese sein’. Aber nein. Da haben sie 100.000 andere Argumente gebracht. Aber es stimmt, Frau zu sein genügt nicht. Natürlich genügt es nicht, das ist klar.”
“Für mich hat Macht immer Gestaltungsmöglichkeit bedeutet. Auch Mitverantwortung. Und ich wollte diese Verantwortung übernehmen und das, was ich gestalten konnte, auch im Team ausüben. Das ist weiblich. Man kann natürlich bestimmte Dinge nicht immer ganz klar aussprechen, aber ich habe immer versucht, meinen Prinzipien
treu zu bleiben. Ich glaube, das ist auch sehr wichtig. Das machen Frauen meiner Ansicht nach mehr als Männer”.
“Ich wurde zwar in meinen Protokoll-, Regierungs- und Kommissionsfunktion von Männern bestellt, aber trotzdem werden Frauen nicht immer gleich akzeptiert. Am Anfang schon gar nicht. Das habe ich selbst auch erlebt: Mindestens die ersten sechs Monate musste ich in jeder Funktion einfach durchtauchen. Wenn ich die Sache gut gemacht habe, wurde ich dann langsam akzeptiert.”