Ernst Caramelle

MARKUS WÖRGOTTER

Radiokolleg, 14. Februar 2019

Positionen in der Kunst - Ernst Caramelle

Den Namen des Konzeptkünstlers Ernst Caramelle hat fast jeder Kunstinteressierte schon einmal gehört. Doch nur die wenigsten können sich ein Werk dazu vorstellen. Das liegt daran, dass der 1952 geborene Tiroler, der jahrzehntelang auch an verschiedenen Kunstuniversitäten gelehrt hat, eher subtil und verdeckt arbeitet.

Caramelle, der von Konzeptualisten wie Marcel Broodthaers oder Joseph Kosuth beeinflusst ist, hat sich nie auf eine künstlerische Ausdrucksform festlegen lassen. Er widmet sich der Zeichnung genauso wie Gesso-Bildern, die auf Kreidegrund gemalt werden, er arbeitet mit found objects, die er in andere Kontexte verschiebt und liebt das post-dadaistische Sprachspiel. Den Durchbruch schaffte der Künstler, der nach einigen Ausbildungsjahren in Wien, in Boston und New York City schnell neue Handlungsfelder fand, allerdings mit konzeptuellen Videoarbeiten, die den Begriff Authentizität auf die Probe stellen: Caramelles berühmte Installation "Video-Ping-Pong" (1974) kombiniert einen real existierenden Tischtennistisch mit zwei Monitoren, die Spieler in Aktion zeigen. Man hat den Eindruck, dass zwei Apparate gegeneinander antreten, das Spiel selbst jedoch bleibt eine Illusion.
Heute ist Caramelles vor allem durch großflächige Wandmalereien bekannt, die meist in situ erzeugt werden und bei denen sich Raumansichten und geometrische Körper so verflechten, dass der Eindruck von Perspektive und Tiefe entsteht.

Thomas Mießgang

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