BILD ARCHIV AUSTRIA/ORF/ISABELLE ORSINI-ROSENBERG
Kämpferin für Frauenrechte
Gabriele Proft
Sie war eine Politikerin der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei. Von 1919 bis 1934 war Gabriele Proft Nationalratsabgeordnete im Parlament. Ihr Engagement galt der Gleichstellung der, Lebensgefährtinnen gegenüber den Ehefrauen, der Reform des Ehe- und Familienrechts sowie der Legalisierung der Abtreibung.
7. November 2019, 10:49
Gabriele Proft wurde als Gabriela Franziska Jirsa 1879 in Troppau in Mähren geboren. Weil sie die Familie finanziell unterstützen musste, brach sie die Bürgerschule ab. Nach ihrem Umzug nach Wien 1896 arbeitete sie erst als Dienstmädchen in Ottakring und war als Heimarbeiterin in der Herstellung von Militärhemdkrägen beschäftigt. 1896 trat sie dem sozialdemokratischen Bildungsverein “Apollo” bei. Nur wenige Jahre später, nämlich 1902 wurde sie Kassiererin der Gewerkschaft der Heimarbeiterinnen.
“Frauen und Mädchen müssen nun verstehen, dass die wichtigste Voraussetzung für den Frieden die Demokratie ist. Nur so kommt der Wille des Volkes zum Ausdruck. Schon die Frauen der Französischen Revolution verlangten: Wenn die Frau das Recht hat, auf dem Schafott zu sterben, dann soll sie auch das Recht haben zu wählen”.
Gabriele Profts politisches Potenzial brachte sie 1906 in die Arbeiterschule und 1909 wurde sie Vorsitzende des Frauenzentralkomitees der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei. Als stellvertretende Parteivorsitzende war Proft 1910 gemeinsam mit Adelheid Popp und Emmy Freundlich auf der Internationalen sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen, wo frau den internationalen Weltfrauentag ins Leben rief. 1914 unterzeichnete Gabriele Proft als eine von vier Frauen die Antikriegsmemoranden Friedrich Adlers. Von 1918 bis 1923 wirkte Gabriele Proft im Wiener Gemeinderat und von 1919 bis 1934 war sie Nationalratsabgeordnete im Parlament. Ihr Engagement galt der Gleichstellung der, Lebensgefährtinnen gegenüber den Ehefrauen, der Reform des Ehe- und Familienrechts sowie der Legalisierung der Abtreibung.
1934 wurde sie von Februar bis Dezember als Mitglied der vom NS-Regime verbotenen SDAP inhaftiert und 1945 nach Lanzendorf deportiert. Noch im selben Jahr kehrte sie aber in den Nationalrat zurück und widmete sich dem Kampf gegen die Todesstrafe und forderte die Korrektur der ABGB-Paragraphen, die den Mann zum Familienoberhaupt erklärten.
“Kriege brechen nicht unvorhergesehen aus, sie breiten sich lange vor. Wir müssen jetzt wieder schon energisch für den Frieden tätig sein, sollen nicht unsere Kinder den Untergang der Menschheit erleben. Denken wir nur an die Atombombe! Sie hat in einem einzigen Augenblick hunderttausende Menschen getötet! Frauen und Mädchen, ist diese Erwägung nicht ausreichend, euer ganzes Interesse für politische Vorgänge wachzurufen?”
“Frauen und Mädchen müssen nun verstehen, dass die wichtigste Voraussetzung für den Frieden die Demokratie ist. Nur so kommt der Wille des Volkes zum Ausdruck. Schon die Frauen der Französischen Revolution verlangten: Wenn die Frau das Recht hat, auf dem Schafott zu sterben, dann soll sie auch das Recht haben zu wählen”.
“Frauen, Leben geben wollen wir nur einer friedlichen Welt. Auch in einer friedlichen Welt wird für die Romantik, für Stürmen und Drängen der Jugend Verständnis, für den gesunden Wagemut des Mannes ein unendliches Betätigungsfeld sein zum Segen der Menschheit. Frauen, für die Erringung einer solchen Welt wollen wir kämpfen”.
“Frauen und Mädchen Österreichs! Mit Forderungen allein ist es nicht getan, wir müssen mitarbeiten, mitkämpfen. Ist in den vergangenen fünfzig Jahren der Aufstieg der Frau aus einer rechtslosen Untertanin zur politisch gleichberechtigten Staatsbürgerin erreicht worden, so wird es umso leichter sein, von dieser Ebene aus den Kampf für die Erringung der sozialistischen Gesellschaftsordnung zu führen. Nur so werden wir den Augenblick herbeiführen helfen, in dem in der ganzen Welt die Waffen niedergelegt werden. Das ist der einzige, der beste Schutz gegen alle Bomben der Welt.”
“Frauen gingen von Haus zu Haus Geld sammeln, damit sie eine Versammlungsrednerin kommen lassen konnten. Arbeiterinnen borgen sich bei Kollegen einen Wochenlohn aus, um Reisespesen bezahlen zu können. Die nordböhmische Arbeiterschaft war es auch, die im Dezember 1888 eine Arbeiterfrau als Delegierte zum Einigungsparteitag in Hainfeld senden wollte. Die Anmeldung wurde zurückgewiesen mit der Begründung, man brauche Männer, nicht Frauen. Die Arbeiterschaft selbst war sich damals noch nicht im klaren über das, was Victor Adler so ausdrücke: ‘Unaufgeklärte Frauen sind ein Bleigewicht am Fuße des kämpfenden Mannes’”.