Stephan Pauly

APA/HANS PUNZ

"Nicht nach Schema"

Neuer Musikvereinsintendant stellt sich vor

Im Sommer 2020 übernimmt Stephan Pauly die Intendanz des Wiener Musikvereins von Thomas Angyan, der die Institution über 30 Jahre lang geleitet hat. Die Weichen am renommierten Haus werden also neu gestellt.

Mittagsjournal | 08 04 2019

Sebastian Fleischer

Die Tradition und Unverwechselbarkeit erhalten und gleichzeitig Neues zulassen: Diesen Auftrag gibt die Gesellschaft der Musikfreunde in Wien dem designierten Musikvereinsintendanten auf den Weg. Das Vorhandene zu bewahren, sieht Stephan Pauly seinerseits als seine primäre Aufgabe. Immerhin handle es sich um eine der ungewöhnlichsten und wichtigsten Musikinstitutionen mit dem vielleicht besten Konzertsaal der Welt, einer großen Geschichte und einem Programm, das in seiner künstlerischen Exzellenz und Dichte seinesgleichen suche.

Nun gelte es, das Haus, aber auch die künstlerischen Partner besser kennenzulernen - "vorneweg natürlich die großen Wiener Orchester: die Wiener Philharmoniker, mit denen ich seit 17 Jahren zusammenarbeiten darf, die Wiener Symphoniker, die Tonkünstler und das RSO Wien".

Kulturjournal | 08 04 2019 | Gespräch mit Stephan Pauly

Sebastian Fleischer

Sanfter Erneuerer

Die Planung für die künftigen Saisonen beginne jetzt, konkrete Programmpunkte könne er noch keine nennen, so Pauly; allerdings wisse man ja durch sein Wirken bei der Mozartwoche und zuletzt an der Alten Oper Frankfurt, wofür er stehe: "Ich habe in beiden Institutionen versucht, spezifisch und individuell zu denken, und nicht nach Schema."

Erneuern, aber mit Maß und Ziel, lautet die programmatische Handschrift von Stephan Pauly, der Philosophie, Theologie, Theater- und Opernregie in München und Rom studiert hat. Nach Salzburg kam er 2002 zunächst als künstlerischer Leiter und später auch kaufmännischer Geschäftsführer der Stiftung Mozarteum und hat bei der Planung des altehrwürdigen Mozartfestes die Werke des Namensgebers geschickt mit Neuem kombiniert. Die Alte Oper Frankfurt führte er freilich ebenso in erster Linie als Klassikinstitution weiter, entfernte zuletzt aber die komplette Bestuhlung für ein Projekt der Star-Performancekünstlerin Marina Abramovic. Vom Stilmix des Programms ähnelt die Alte Oper eher dem Wiener Konzerthaus; dennoch wolle er dem Nachbarn in Wien künftig keine Konkurrenz machen, so Stephan Pauly.

"Sie haben recht, die Alte Oper Frankfurt hat eine Gestalt, die mit anderen Konzerthäusern zu vergleichen ist, auch mit den großen deutschen Konzerthäusern", sagt Pauly. "Aber die Gesellschaft der Musikfreunde ist von der Konstruktion her eben etwas ganz anderes. Deswegen werde ich hier neu ansetzen und neu nachdenken."

Stephan Pauly, designierter Indentant Musikfreunde und Thomas Angyan, Indentant Musikfreunde

Stephan Pauly, designierter Indentant Musikfreunde und Thomas Angyan, Indentant Musikfreunde

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150-Jahr-Jubiläum: Die Latte liegt hoch

Für seinen Wechsel nach Wien wurde der Vertrag mit der Alten Oper Frankfurt übrigens vorzeitig gelöst. Sein Vertrag mit dem Wiener Musikverein läuft zunächst auf fünf Jahre. Die Saison ab Herbst 2020 planen Stephan Pauly und sein Vorgänger Thomas Angyan noch gemeinsam: Die langen Vorläufe etwa für internationale Spitzenorchester machen das notwendig.

"Ich habe mich auch bewusst möglichst zurückgehalten mit der Planung für 2020/21, um nicht eine fertige Saison zu schaffen", sagt dazu Thomas Angyan. "Und eines muss man überhaupt sagen: Die neuen Säle sind für die betreffende Saison ein weißes Blatt Papier."

Die kommende Saison, ab Herbst dieses Jahres, steht noch ganz im Zeichen des 150-Jahr-Jubiläums des Wiener Musikvereins. Die Latte für die kommenden Programmierungen liegt hoch.


"Ich habe mich auch bewusst möglichst zurückgehalten mit der Planung für 2020/21, um nicht eine fertige Saison zu schaffen", sagt dazu Thomas Angyan. "Und eines muss man überhaupt sagen: Die neuen Säle sind für die betreffende Saison ein weißes Blatt Papier."

Die kommende Saison, ab Herbst dieses Jahres, steht noch ganz im Zeichen des 150-Jahr-Jubiläums des Wiener Musikvereins. Die Latte für die kommenden Programmierungen liegt hoch.

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