The Artist, courtesy Michael Werner Gallery, New York and London / Bildrecht Wien, 2019
Möglichkeiten einer Insel
Peter Doig in der Secession
Das Auktionshaus Sotheby's nennt ihn den teuersten lebenden britischen Künstler, am Kunstmarkt wird er als neuer Francis Bacon und Lucian Freud gehandelt. Der Schotte Peter Doig gehört zu den einflussreichsten gegenständlichen Malern der Gegenwart. Der Secession ist nun ein Coup gelungen: Sie zeigt die erste Einzelausstellung des Künstlers in Österreich.
12. Mai 2019, 02:00
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Morgenjournal | 11 04 2019
Im Vordergrund: Ein junger Mann, athletische gebaut, breitschultrig, er trägt nicht mehr als eine Badehose. Das Gesicht verschwindet hinter einer Farbwolke, so als hätte der Künstler Peter Doig seine Züge ausradieren wollen. Das gegenständliche Motiv hebt sich von einem fast abstrakt wirkenden Hintergrund ab. Dieses Spannungsfeld zwischen Figuration und Abstraktion ist charakteristisch für die Malerei Peter Doigs.
The Artist, courtesy Michael Werner Gallery, New York and London / Bildrecht Wien, 2019
Peter Doig, 2019
In der Wiener Secession zeigt der schottische Maler Künstler neue Werke, auf denen er das Leben seiner Wahlheimat Trinidad darstellt. "Trinidad ist keine typische Karibikinsel. Es gibt auf Trinidad keine Tourismusindustrie. Es gibt keine Strandkultur. Niemand wird Ihnen am Strand einen Drink servieren. Trinidad hat eine eigenständige Kultur. Deshalb liebe ich die Insel", sagt der Künstler.
Die Farbpalette der Karibik
Bereits seine frühe Kindheit verbrachte der 1959 in Edinburgh geborene Peter Doig auf Trinidad. Die Magie dieser Insel hat Doig nie wieder losgelassen. 2002 zieht er mit seiner Familie erneut in die Karibik. Heute lebt er zwischen New York, London und Trinidad. "Die Bilder, die ich in Wien zeige, spiegeln das Licht der Karibik wider. Sie zeigen, wie schnell der Tag am Äquator zur Nacht wird. Als würde man das Licht ausschalten, wird es plötzlich dunkel. Auch die Farben Trinidads haben Eingang in die Bilder gefunden. Sie wirken übertrieben. Aber dies sind die Farben, die man in der Natur und Architektur Trinidads findet."
Tatsächlich changiert Peter Doigs Farbpalette zwischen fluoreszierende Farben und matten Blau- und Grautönen, die die nächtliche Karibikstimmung einfangen sollen. Die Secession zeigt neue Gemälde des Künstlers. Sie wurden direkt aus dem Atelier nach Wien transportiert. Teilweise muss die Farbe der Bilder erst trocknen.
Rekordpreise bei Auktionen
Peter Doig gilt heute als einer der einflussreichsten gegenständlichen Maler unserer Zeit. Immer wieder haftet der gegenständlichen Malerei der Ruf des Überholten und Unzeitgemäßen an. Während in den 1970er Jahren Konzeptkunst und Performance die Debatte dominieren, erfährt die gegenständliche Malerei in den 1980er Jahren einen neuen Aufschwung. Zu dieser Zeit studiert Peter Doig in London: "Ich habe mich immer nur für die Figuration interessiert. Ich habe mich nie um Trends in der zeitgenössischen Kunst gekümmert. Die Geschichte der Malerei hat mich immer begeistert. Für mich war die Malerei immer ein sehr gegenwärtiges Medium. Wenn ich etwas anderes machen würde, würde ich mich verbiegen", sagt Peter Doig, der zu den teuersten Malern der Gegenwart zählt. Die Gemälde des 60-Jährigen erzielen bei Auktionen zweifache Millionenbeträge. Doch nicht nur bei Sammlerinnen auch unter Künstlerkollegen steht Peter Doig hoch im Kurs. Ein Spagat, der nur wenigen gelingt.
Service
Secession - Peter Doig, 12. April bis 16. Juni 2019