Lukas Aichinger - ORF/URSULA HUMMEL-BERGER
Talentebörse
Lukas Aichinger, Schlagzeug
Der in Wien lebende Lukas Aichinger, geboren 1992 in Bad Ischl, ausgebildet an der Anton-Bruckner-Privatuniversität in Linz, hat in den letzten Jahren in der österreichischen Jazzszene durch seine Mitwirkung in Bands wie "znap", "Free Idiots" und "Kurdophone" aufgezeigt.
29. April 2019, 14:08
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Lukas Aichinger
MO | 03 08 2020 | 7:55
Geboren: 1992 in Bad Ischl
Studium: abgeschlossenes BA-Studium "IGP Jazz-Schlagzeug" an der Anton Bruckner Privatuniversität bei Herbert Pirker und Jeff Boudreaux sowie Kompositionsschwerpunkt bei Christoph Cech, MA-Studium „Improvisation“ am Jam Music Lab Wien im Zuge des Ö1 Jazz-Stipendiums
Mein größter Erfolg: wird noch kommen, denke ich
Was ist Kunst?
Schwierige Frage, mit der ich mich in der Praxis sehr wenig beschäftige. Ich habe für mich nie festgelegt, musikalisch in eine Richtung zu gehen, die dann von bestimmten Personen als Kunst verstanden wird. Am Schlagzeug sehe ich mich je nach Projekt/Band mehr als Handwerker als Künstler oder umgekehrt; als Komponist doch mehr als Künstler.
Wie sind Sie zur Musik gekommen?
Als Kleinkind haben mich meine Eltern in die musikalische Früherziehung an der Musikschule in Bad Ischl geschickt. Ich weiß nicht, was ihre Motivation dahinter war. Nach einigen Jahren durften sich alle Kinder ein Instrument für den Hauptfachunterricht an der Musikschule aussuchen und ich hab mich relativ spontan für das Schlagzeug entschieden, weil mich die Power dieses Instruments augenblicklich fasziniert hat. Der Gedanke, das Hobby zum Beruf zu machen, kam dann aber erst mit 15 Jahren.
Kommt Musik von können, müssen oder wollen?
Für mich am meisten vom Wollen. Ich war nie ein Wunderkind und bin auch nicht in eine Musiker/innenfamilie hineingeboren worden. Ein Müssen durch externe Kräfte hat es bei mir zum Glück nie gegeben. Nur beim Komponieren verspür ich öfters den Zwang etwas aufzuschreiben bzw. ein Werk fertigzustellen.
Wo würden Sie am liebsten auftreten?
Ich habe das Glück durch meine verschiedenen Projekte schon an unterschiedlichsten Orten auftreten zu dürfen. Am liebsten sind mir mittelgroße Clubs mit schlagzeugfreundlicher Akustik, guter Künstler/innenbetreuung und einer Reputation, die zahlreiche aufmerksame Zuhörer/innen anzieht. Internationale Festivals reizen mich, weil man da neben dem eigenen Auftritt in kurzer Zeit viele andere Bands und Musik kennenlernen kann.
Mit wem würden Sie gerne zusammenarbeiten?
Es ist bei Personen, die ich wenig bis gar nicht kenne schwierig zu sagen, ob die Zusammenarbeit funktionieren würde oder nicht. Das hängt natürlich nicht nur von musikalischen Faktoren ab. Grundsätzlich arbeite ich gerne mit Leuten, die große Motivation für das jeweilige Vorhaben einbringen. Auch interdisziplinäre Projekte würden mich interessieren... man dreht sich ja innerhalb der Musikszene schon schnell einmal im Kreis.
Wie viel Markt verträgt die Musik?
Nächste schwierige Frage. Natürlich sind wir alle heute gezwungen uns ständig selbst zu vermarkten, wenn wir bei den Konzerten Publikum sehen wollen. Ich bin da aber eher zurückhaltend und mache nur das Nötigste, weil ich mich in dieser Rolle nicht unbedingt wohlfühle. Deshalb bin ich froh, dass mich meine bisherige Laufbahn hin zu Genres/Projekten getragen hat, bei denen die Selbstinszenierung nicht im Vordergrund steht. In einer Band zu spielen, die zu Vermarktungszwecken von externen Kräften übernommen wird, die jegliches Vorgehen - bis hin zur Musik - diktieren, würde ich nicht lange aushalten.
Und wie viel Musik verträgt der Markt?
Was die Musik betrifft, ist es in den letzten Jahren sehr einfach geworden Material zu produzieren und über diverse Onlineplattformen zu publizieren. Mir kommt vor, es gibt so viele Bands/Künstler/innen wie noch nie zuvor. Wer es wirklich schaffen kann, hängt von unterschiedlichsten Faktoren ab und es kann sich nur für wenige ausgehen – das war wahrscheinlich schon immer so, nur jetzt bekommt man auch das mit, was damals durch Labels, Agenten, Booker etc. vom Markt ferngehalten wurde und dadurch nie ans Licht gekommen wäre. Das finde ich spannend! Allerdings macht diese Übersättigung des Marktes die Bedingungen für Auftritte, Veröffentlichungen usw. auch Jahr für Jahr schlechter.
Wofür würden Sie Ihr letztes Geld ausgeben?
Hängt natürlich vom Betrag ab – für ein gutes Essen auf jeden Fall.
Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?
Wahrscheinlich lebe und arbeite ich noch immer in Wien oder in einer anderen europäischen Großstadt. Bis dahin, habe ich es hoffentlich geschafft, mit einigen Projekten in der internationalen Musikszene Fuß zu fassen und ein ökonomisch stabiles Leben zu führen.
Haben Sie einen Plan B?
Ich glaube nicht, dass ich mit dem Schlagzeugspielen und Komponieren so schnell aufhören werde, weil mir diese Tätigkeiten sehr viel Spaß bereiten und mich immer wieder herausfordern und an persönliche Grenzen bringen. Ich habe Interessensgebiete und Skills, die sich bei Bedarf schon für Lohnarbeit einsetzen lassen würden. Dennoch hoffe ich, dass das in absehbarer Zeit nicht notwendig sein wird.
Wollen Sie die Welt verändern?
Ich bin keiner, der anderen irgendeine Lebensweise oder vergleichbares aufzwingen will. Ich versuche durch mein Konsumverhalten gewisse Prozesse, die anderen oder der Umwelt schaden, nicht zu unterstützen. Wenn ich durch dieses und mein musikalisches Agieren, Menschen zum Nachdenken bewegen kann, freut mich das trotzdem.