Bret Easton Ellis

AFP/GABRIEL BOUYS

White

Aufregerbuch von Bret Easton Ellis

Seit seinem 1991 erschienenen Roman "American Psycho" gilt Bret Easton Ellis als Enfant terrible der US-amerikanischen Gegenwartsliteratur. Und mit seinem neuen Buch "Weiß", einer Mischung aus Autobiografie und Streitschrift, macht er sich auch nicht unbedingt auf die Suche nach neuen Freunden.

Mittagsjournal | 30 04 2019

Wolfgang Popp

Im Kapitel "Tweets" kann man noch einmal nachlesen, wie Bret Easton Ellis über seine Nachfolgegeneration herzieht, die er "Generation Weichei" nennt oder über die Oscar-Preisträgerin Kathryn Bigelow, die, "da sie eine sehr gut aussehende Frau ist, echt überschätzt wird".

Dada-Tweets

Mittlerweile hat Ellis seine Tweets eingestellt und stattdessen einen Podcast eingerichtet, weil er sich dort nuancierter äußern könne. Trotzdem versteht er nicht wie man dieser dadaistischen Performancekunst solch eine Aufmerksamkeit zukommen lassen kann.

Bret Easton Ellis: "Jeder Tweet wird auf die Waagschale gelegt und gelesen als würde er die gesamte Persönlichkeit eines Menschen ausdrücken, dabei ist er gewöhnlich nicht mehr als ein zufälliger und ziemlich chaotischer Gedanke, den man kurz vor Mitternacht nach ein paar Gläsern Chardonnay hingetippt hat."

Generation Schneeflocke

Bret Easton Ellis, Jahrgang 1964, kehrt zu Beginn des Buches in seine eigene Kindheit zurück und beschreibt ein Aufwachsen, in dem die Eltern alles andere als dauerpräsent und übervorsorglich waren. Anders die Nachfolgegeneration, in Amerika auch polemisch Generation Snowflake, also Schneeflocke genannt. Der werfen ihre Kritiker, wie eben auch Ellis, vor, hypersensibel und nicht in der Lage zu sein, sich mit Ansichten auseinanderzusetzen, die von ihren eigenen abweichen.

Ellis Heilmittel dagegen: "Ich wünsche mir, dass mehr Menschen andere beleidigen und mehr Tabubrüche, weil ich fürchte, dass wir in eine extraprüde Kultur reinschlittern, in der jeder Kind ist, und viele Dinge nicht hören oder sehen darf. Für einen Kreativen stellt das eine ziemlich beängstigende Situation dar und das beunruhigt mich gewaltig."

Buchcover

KIEPENHEUER & WITSCH

Skandal-Interview

In den USA hatte zuletzt ein im renommierten "New Yorker" abgedrucktes Interview mit Bret Easton Ellis die Wogen hochgehen lassen. Ellis, der erklärtermaßen kein Trump-Befürworter ist, weigerte sich darin, ins politisch korrekte Trump-Bashing einzustimmen. Bret Easton Ellis: "Das ganze Interview wurde genau in der Haltung geführt, die ich in meinem Buch anprangere. Wir sollten miteinander reden und uns dabei wirklich zuhören, ohne gleich aufkreischend und pathetisch auf die Meinung unseres Gegners zu reagieren. Keine Ahnung, wohin uns diese Gesprächshaltung noch führen wird."

Grundsätzlich hält Bret Easton Ellis die ganze Trump-Chose für völlig absurdes Polittheater, nur lasse er sich davon nicht unterkriegen.

Mündige Leser

Bret Easton Ellis schreibt in "Weiß" gegen die allgegenwärtige Schwarzseherei und gegen den Stillstand im politischen Diskurs an. Nicht unbedingt immer nuancenreich, aber seine Bücher sind ja, so Ellis, ausschließlich für mündige Leser gedacht.

Service

Bret Easton Ellis, "Weiß", Übersetzt von Ingo Herzke, Kiepenheuer&Witsch
Originaltitel: "White"
The New Yorker - Bret Easton Ellis Thinks You’re Overreacting to Donald Trump

Gestaltung

  • Wolfgang Popp

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