Giorgio Moroder

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Disco-Pionier

Giorgio Moroder im Gasometer

Mit 79 Jahren befindet sich der italienische Disco-Pionier Giorgio Moroder zum ersten Mal auf Tour und macht heute Abend im Wiener Gasometer Station. Nach Wien kommt der Italiener mit seiner "Celebrate the 80s"-Tour direkt aus Moskau.

Ausgerechnet Moroder, der selbst nie gern in Clubs ging oder tanzte, wurde Mitte der 1970er zum Inbegriff von Disco. Lange nicht ernst genommen oder als billige Ramschmusik belächelt, hat sich Disco längst rehabilitiert. Heute trägt Giorgio Moroder den Verdienstorden der Italienischen Republik und ist Mitglied der Dance Music Hall of Fame.

Mittagsjournal | 14 05 2019

David Baldinger

Disco war feminin und sexy. Zumindest am Cover. Denn dahinter tüftelten gern Männer mit Schnauzer an neuen Klangmaschinen, so wie Giovanni Giorgio Moroder, der für seine Mutter auch als Superstar "Hansjörg" blieb.

Hansjörg Superstar

Für Brian Eno waren die mechanisch-sinnlichen Kaskaden von "I Feel Love", Moroders atemloser Disco-Hymne, nichts weniger als die Zukunft des Pop. 1977, vor 42 Jahren, flutete Moroder gemeinsam mit Donna Summer die Welt mit der ekstatischen Mischung aus gehauchten Orgasmen und pumpenden Beats.

"Ich habe viele gute Lieder geschrieben und sehr viele schlechte", sagt Giorgio Moroder heute mit 79 Jahren im Interview. "Ich habe auch sehr viele Lieder geschrieben, die nie rausgekommen sind. Um einen Hit zu haben, muss man auch noch sehr viel Glück haben."

Triple M: Moroder, Moog und München

Davon hatte Moroder im Lauf der Jahrzehnte reichlich. Drei Oscars gewann er, vier Golden Globes und vier Grammys. Doch bevor er mit David Bowie arbeitete und für Kylie Minogue, Barbara Streisand oder Blondie schrieb, wollte Moroder selbst Sänger werden. "Ich habe eigentlich mit der Elektronik zufällig angefangen. In München habe ich einen Moog Synthesizer gefunden und mit einem Techniker, der wusste, wie man diese Sounds kreiert und überhaupt findet, habe ich dann angefangen. Mein erstes Lied war ‚Son of My Father‘, bei dem ich erstmals in der Popwelt den Synthesizer-Sound eingetragen habe."

"Son of My Father" führte 1972 die M&M-Erfolgspaarung ein: Moroder und Moog, jener Synthesizer, ohne den Disco undenkbar wäre. Von München aus schickt Moroder seinen dekadent-schicken Sound in die Welt. Dort traf er 1974 die Musical-Sängerin Donna Summer in München, fünf Jahre später veröffentlichen sie diesen Klassiker. "Ich dachte, dass ich vielleicht etwas Neues habe - aber ich dachte nie, dass es so groß wird", sagt Moroder über seinen Erfolg.

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Von Punks wachgeküsst

Der Mann mit dem Schnauzer wurde zum Superstar des neuen Genres und nach Disco auch als Soundtrack-Komponist erfolgreich. 1986 etwa lässt Tony Scott Tom Cruise Überstunden einlegen, weil Moroders "Take My Breath Away", gesungen von Berlin, so stark war, dass der "Top Gun" zusätzliche Liebesszenen brauchte. Auch für "Flashdance", "Midnight Express" oder "Scarface" schrieb Moroder die Musik.

Als es ruhiger um ihn geworden war und Moroder wieder in St. Ulrich in Gröden wohnte, war es dann das französischen Elektronikduo Daft Punk, das den Pionier wieder ins Bewusstsein holte. Sie widmeten ihm ein Stück auf ihrer Erfolgsplatte Random Access Memories und Moroder arbeitete plötzlich mit 73 wieder als weltweit gefragter DJ. Für seine Premieren-Tour feilte er über ein Jahr am Live-Konzept, das sich schließlich an der Atmosphäre einer intimen Disco anlehnte. Kommendes Jahr sollte es dann auch noch Giorgio Moroder in Musical-Form geben - pünktlich zum 80er.

Gestaltung

  • Wolfgang Popp