Juliette Binoche, Vincent Macaigne

FILMLADEN FILMVERLEIH

Kino

"Zwischen den Zeilen" mit Juliette Binoche

Durch die Digitalisierung befinden sich viele Bereiche der Gesellschaft im Umbruch. Auch die Literaturbranche ist davon nicht ausgenommen. Welche Auswirkungen die Digitalisierung etwa auf Produktion und Lektüre von Büchern hat und haben wird, darüber spekuliert der französische Regisseur Olivier Assayas in seinem neuen Film "Zwischen den Zeilen" (Originaltitel: "Double vies") mit einem illustren Figurenensemble, unter anderem mit Schauspielerin Juliette Binoche.

Morgenjournal | 04 06 2019

Darf ein Autor über alles schreiben, was er mit anderen Menschen erlebt hat? Selbst wenn er nicht Klarnamen verwendet, aber die Beschreibungen möglicherweise Rückschlüsse auf die Wirklichkeit zulassen? Was ist also autobiografische Realität und wo beginnt die Fiktion? Und wo beginnt die Ausbeutung des Lebens und der Erfahrungen Dritter.

Der Autor Léonhard Spiegel (Vincent Macaigne) erzählt gerne von seinem Leben, von seinen Liebschaften. Mit Details ist er dabei nicht zimperlich. Nach Meinung seines Verlegers Alain (Guillaume Canet) wiederholt er sich. Soll er Spiegels neuen Roman also wirklich herausbringen?

Literaturbetreib im Umbruch

Eine Innensicht des Literaturbetriebs hat der französische Regisseur Olivier Assayas mit seinem neuen Film "Zwischen den Zeilen" im Sinn, wobei er mehrere Perspektiven wählt, vor allem aber jene des Verlegers und des Autors. Es ist ein Literaturbetreib im Umbruch. "Gerade die Digitalisierung des Verlagswesens ist eine besonders sensible Sache", meint Olivier Assayas.

Verleger in der Defensive

Assayas greift lebensnahe Situationen heraus, lässt seine Figuren etwa Vor- und Nachteile neuer Vertriebswege von Büchern abwägen und Grundsätzliches wälzen: Darf man ein Buch überhaupt auf einem Tablett lesen, ohne es zu entweihen? Ideologie prallt da auf Pragmatismus. Auch ein Generationenkonflikt spiegelt sich in diversen Strategien wider, der stets skeptische Verleger Mitte 50 gerät in die Defensive. All das vermittelt der Film in ausführlichen Dialogpassagen und mit subtilem Humor.

Allzu menschliche Widersprüche

Auf einer Metaebene macht sich der Film eben auch jene Treulosigkeiten zu eigen, die dann zum Stoff der Bücher von Léonard Spiegel werden. Kleine und größere menschliche Widersprüche hält Assayas seinen Figuren sanft aber beharrlich vor, so manche Bequemlichkeit, Eitelkeit, Selbstgerechtigkeit und Selbstverliebtheit. Die Kunst dieses Films findet sich eben auch zwischen den Zeilen: Mit einer Leichtigkeit Fragen zu stellen, die auf Schwerwiegendes abzielen.

Gestaltung

  • Arnold Schnötzinger