Ken Follett

Ken Follett - APA/HERBERT NEUBAUER

Brexit

Charmeoffensive britischer Autoren

Auch wenn die Briten im Moment mehr mit der Suche nach einem neuen Premierminister beschäftigt sind, so hängt doch der Brexit weiterhin wie ein Damoklesschwert über dem Land. Das treibt auch die Kulturszene um - britische Kulturschaffende, die um ihre Verbindung zum Kontinent bangen sowie österreichische Künstler, die in Großbritannien leben. Der britische Bestsellerautor Ken Follett startet nun mit drei anderen großen Autoren eine Charmeoffensive in Europa.

Vier der berühmtesten britischen Autoren der Gegenwart, die gemeinsam auf eine viertel Milliarde verkaufter Bücher kommen. Ken Follett, Jojo Moyes, Kate Mosse und Lee Child wollen ihrem Unmut über den Brexit mit einer Europatour Luft machen.

"Wir sind beschämt und verärgert"
Ken Follett

Ins Leben gerufen hat das Projekt Bestsellerautor Ken Follett: "Wir sind alle beschämt und verärgert, denn unseren europäischen Nachbarn wird der Eindruck vermittelt, dass wir sie nicht mögen. Wir denken anders, wir lieben unsere Nachbarn und möchten Teil der EU bleiben."

96% der Kulturszene sind Brexit-Gegner

So wie den vier Autoren geht es der überwältigenden Mehrheit der britischen Kulturszene, 96 Prozent sind Umfragen zufolge gegen den Brexit. Allerdings ist ein gewisser Pessimismus darüber eingekehrt, dass das Ruder noch einmal herumzureißen ist.

"Es geht nicht darum Großbritannien davon zu überzeugen in der EU zu bleiben, der Zug ist abgefahren." Vielmehr wolle man den Lesern auf dem Kontinent zeigen, dass nicht alle Briten für den Brexit sind. Das klingt zunächst nach Autoren, die um ihre Leserschaft bangen, doch das sei nicht ihr Motiv, erklärt Jojo Moyes, die mit ihrem Buch "Mein Herz in zwei Welten", weit oben auf der österreichischen Bestsellerliste steht.

"In Österreich fühlte ich mich zum ersten Mal berühmt." Jojo Moyes

"Unsere übersetzten Bücher werden vor Ort veröffentlicht, deshalb erwarten wir nicht, dass die Verkaufszahlen zurückgehen. In Österreich habe ich mich übrigens zum ersten Mal berühmt gefühlt, als ich in ein Hotel gegangen bin und mich jemand erkannt hat", sagt Jojo Moyes.

"Eine Insel-Kultur, die sich abschottet, ist tot." Ken Follett

Es gehe weniger um Zölle als um kulturelle Barrieren, so Ken Follett: "Eine Kultur ist viel besser, wenn sie fremde Einflüsse zulässt. Eine Insel-Kultur, die sich abschottet und meint, wir brauchen nichts von anderen Ländern, ist tot."

Dieses Abschotten ist für sie jetzt schon spürbar: Anita Strasser ist Fotografin und lehrt an einer Londoner Universität, sie lebt seit über zehn Jahren in London. Für die Zeit nach dem Brexit wünscht sie sich, "dass die Fremdenfeindlichkeit nicht überhandnimmt." Die abschreckende Wirkung des Brexit schlägt sich auch an den Kunsthochschulen nieder: Breits jetzt gebe es weniger europäische Studenten.

Der Ruf Großbritanniens als Dreh und Angelpunkt des internationalen kulturellen Austauschs ist also bereits ruiniert. Den britischen Künstlern geht es nun vor allem um Schadensbegrenzung.

Text: Leonie Heitz

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