Vogel und ein junger Löwe

The Walt Disney Company (Switzerland) GmbH

Kino

"König der Löwen" als Realverfilmung

25 Jahre ist es her, dass Disneys "König der Löwen" die Kinowelt verzaubert hat - und er ist bis heute der erfolgreichste klassische Zeichentrickfilm aller Zeiten. Jetzt ist der Disney-Klassiker neu aufgelegt worden. Ganz ohne Zeichentrick - Regisseur Jon Favreau hat ihn am Computer entstehen lassen. Schon vor drei Jahren hat er das mit dem "Dschungelbuch" gemacht.

Morgenjournal | 19 07 2019

Der kleine Löwe Simba brüllt wieder - oder versucht es zumindest. Diesmal hyperrealistisch. So dass, jedes kleine Härchen der Löwenmähne anatomisch solide studiert kann. Vom Märchenzauber des Originals fehlt dafür jede Spur.

Visitenarte aktueller Studiokunst

Dieser "König der Löwen" ist Jon Favreaus technisch raffiniertes Update. Er entwickelte speziell dafür die Verwendung von Virtual Reality weiter. Die 2019-Version des "Königs der Löwen" ist nichts weniger als eine goldene Visitenarte aktueller Studiokunst. Die erzählerische Magie des Originals sucht man dafür in dieser hell ausgeleuchteten Prärie vergebens.

"Wir haben tolle Improvisationen und Gesangseinlagen. Diese Qualität wollten wir auch auf der visuellen Seite", meint ausgerechnet Favreau, der als Schauspieler, Drehbuchautor und Regisseur stets ein Händchen für plastische, geerdete, greifbare Figuren hatte.

Favreau saß schon vor drei Jahren im Regie-Sessel als "Das Dschungelbuch" als Live-Action-Film neu in die Kinos kam. Obwohl Live-Action beim "König der Löwen" eine glatte Themenverfehlung ist: Schließlich ist fast zwei Stunden lang kein einziges tatsächlich lebendes Wesen auf der Leinwand zu sehen. Von der Löwentatze bis zum Federkleid von Nashornvogel Zazu kommt hier alles zu 100 Prozent und fotorealistisch aus dem Rechner.

Bitte keine Debatten!

250 Millionen US-Dollar hat die Übung gekostet. Das ist ein Drittel mehr als der Vorgänger "Das Dschungelbuch". Die vielleicht auch daraus entstehende Sicherheitsbedenken des Studios prägen den Film. Man wollte alles richtig machen. Nicht allzu viel Risiko wagen - also setzte man gern auch wieder auf die alten Elton-John-Songs - wenn auch in neuem Gewand und von Beyoncé gesungen.

Dringend zu vermeiden galt es wohl auch politische Diskussionen, Gender oder "Whitewashing"-Debatten: also werden alle Löwen und Hyänen von afrikanischen oder afro-amerikanischen Stimmen gesprochen.

Hyperrealität für eine neue Generation

"Es ist schön, wenn man einer neuen Generation diesen Stoff näherbringen kann", erklärt Favreau. "Das Musical und vor allem der Zeichentrickfilm von 1994 sind immer noch in guter Erinnerung - mein Film bietet einer neuen Publikumsschicht die Möglichkeit, die Geschichte neu zu entdecken."

Favreaus "König der Löwen" ist ein hyperrealistisches, digitales Wandgemälde, dem jeder analoge Charme fehlt. Ein visuelles Ausrufezeichen allemal. Aber eben auch eine weitere Wette der Studios auf das sichere Pferd. In seiner Vermeidung jeden kreativen Risikos stellt "Der König der Löwen" der Traumfabrik aber auch ein Armutszeugnis in Sachen innovativen Geschichtenerzählens aus.

Gestaltung