Grüne Blätter vor blauem Himmel

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Studie

Wien klimafit machen

Wie kann das Leben in der Stadt auch bei großen Hitzewellen erträglich gestaltet werden? Diese Fragen beschäftigen Stadtverwaltungen und Stadtbewohner besonders an heißen Sommertagen. Die Architektin Betül Bretschneider hat in Zusammenarbeit mit dem Klimafonds, mit der TU Wien und mit der BOKU eine Untersuchung zu diesem Thema vorgelegt.

Mittagsjournal | 22 07 2019

Sabine Oppolzer

Die Aspangstraße im dritten Wiener Gemeindebezirk war das Versuchslabor für die Studie. Ein Jahr lang hat Betül Bretschneider hier Temperaturdaten gesammelt und mittels Wärmebildkamera festgehalten: Es zeigte sich, dass Gründerzeithäuser mit ihren hohen Räumen besser abschnitten als die Passivhäuser, in denen die Wärmeisolierungen der Fassaden dafür sorgten, dass die Gebäude auch in der Nacht nicht abkühlen konnten. "Der Stromverbrauch, der durch die Wärmeisolierung der Häuser eingespart wird, wird leider durch die Klimaanlagen wieder nichtig gemacht", sagt Betül Bretschneider.

Autos fahren unter der Sonne eine Straße entlang

AFP PHOTO/MUSTAFA OZER

Hitzespeicher Autos und Asphalt

Das Hauptproblem bei der Hitzespeicherung sind die asphaltierten Straßenräume und die Autos. Dass sich Autokarosserien schnell aufheizen ist allgemein bekannt, dass sich unter den Autos die Hitze besonders gut hält, war eine Überraschung dieser Studie.

Gegenmaßnahme: Gärten und Bäume

Bretschneiders Pläne, wie die Aspangstraße klimafit zu machen wäre, zeigen viel Grün: Vorgärten, Glyzienranken an den Fassaden, Baumpflanzungen, Fahrradwege und eine Reduzierung des derzeit 27 Meter breiten asphaltierten Straßenraumes auf eine Einbahn. Die Aspangstraße ist vor allem von Jungfamilien ohne Auto bewohnt - aber ohnehin gehen bei dem Umbau nur zehn Parkplätze verloren.

Autolobby macht mobil gegen den Umbau

In den umliegenden Parkgaragen, die in den letzten Jahren massiv gebaut wurden, gibt es einen Leerstand von 25 Prozent. Das dürfte ein Durchschnittswert in ganz Wien sein. Trotzdem hat die Autolobby sofort versucht, gegen die Umgestaltung mobil zu machen. Interessant, dass der Status des Autos als heilige Kuh immer noch behauptet werden soll - samt der damit einhergehenden Inanspruchnahme des öffentlichen Raumes - obwohl immer mehr, vor allem junge Menschen, in den Städten autofrei leben wollen. Bleibt zu hoffen, dass das Vorzeigeprojekt tatsächlich realisiert wird. Der Baubeginn war für September geplant.

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Studie "Greening Aspang"

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