RSO im Großen Sendesaal

WOLFGANG HENNIGS

50 Jahre RSO Wien

Der Ö1 Orchestertag

Das RSO Wien feiert seinen 50. Geburtstag. Der Kultursender gratuliert am 28. September mit zahlreichen Sendungen - von einem "Hörbild" über die neue Chefdirigentin Marin Alsop über das "Hörspiel - Bewerbungsschreiben eines Orchesterdieners" bis zu einer Orchester-Familienaufstellung in "Diagonal". Außerdem stellt "Des Cis" im September Musiker/innen des ORF Radio-Symphonieorchesters vor.

80 bis 100 Augenpaare, zwei Hände, ein Taktstock und eine Stille, die massiv und verletzlich zugleich ist. Oder eine Melodie, die von Instrument zu Instrument hechtet, immer wieder neu beleuchtet, mal bunter, mal fahler, mal rauer, mal sanfter. Oder die kostbaren Sekunden, die nach dem letzten Ton verstreichen, der Klang erfüllt noch den Raum, bis die Körperspannung nachlasst und das Publikum zu applaudieren beginnt.

Magische Momente

Solche magischen Momente brennen sich bei einem gelungenen Konzert ein. Sie sind der Grund dafür, dass uns nicht nur Orchestermusik aus vier Jahrhunderten fasziniert, nicht nur das Konzert als eingeübtes und hartnackiges Ritual, sondern auch, dass uns der ganze Klangkörper Orchester berührt und begeistert.

Seit 50 Jahren bereitet das ORF Radio-Symphonieorchester Wien magische Momente. Seit dem ersten Konzert am 19. September 1969 zielen die Musiker/ innen des RSO Wien auf die emotionale, sinnliche und kognitive Aufnahmefähigkeit des Publikums im Saal und vor den Lautsprechern. Die Konzertsaison 2019/20 ist also eine Geburtstagssaison. Was kann man sich wünschen, was darf man alles machen zu einem solchen Geburtstag?

Was kann man sich wünschen?

Man kann eine neue Chefdirigentin engagieren, Klassiker der Moderne spielen, die man selbst im Laufe des vergangenen halben Jahrhunderts erstaufgeführt hat, neue Werke beauftragen und urauffuhren, wundervolle Orchesterfotos von Katharina Struber verkaufen, die Bundesländer bereisen und, und, und. Aber man will auch mit der eigenen Familie feiern.

50 Jahre RSO Wien lassen sich vor allem erzählen als 50 Jahre Orchestermusik im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Allein durch die Konzert- und Opernübertragungen kommen im Jahr 3.000 bis 4.000 Sendeminuten in ORF-Radio und -Fernsehen zusammen – ganz zu schweigen von den ungezählten Aufnahmen aus dem Archiv, auf die die Redakteurinnen und Redakteure immer wieder in den täglichen Musiksendungen zurückgreifen.

Mikrofon im Sendesaal

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Ö1 feiert mit - on Air und im Sendesaal

Geschwisterlich gestaltet sich dabei das Verhältnis zum Programm von Ö1, wo nahezu alle Konzerte des RSO Wien übertragen werden und anschließend sieben Tage online abrufbar sind. Zum runden Geburtstag schenkt Ö1 dem Orchester nun einen ganzen Orchestertag am 28. September.

In mehreren Sendestrecken von morgens bis tief in die Nacht steht das RSO im Mittelpunkt; das Pasticcio ist dabei, Le week-end, Apropos Klassik, Diagonal. die Aufzeichnung von Antonin Dvořaks Oper Rusalka aus dem Theater an der Wien und schließlich die Ö1 Jazznacht. Gespräche, Hintergrundberichte, Höhepunkte der vergangenen und Pläne für die kommenden fünf Jahrzehnte sowie Perlen aus dem unerschöpflichen Klangarchiv – der Ö1 Orchestertag zeichnet ein facettenreiches Bild des ORF Radio-Symphonieorchesters Wien.

Cello im Sendesaal

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

"Ö1 Klassik-Treffpunkt" mit dem RSO

Mit einer Premiere wartet der Vormittag auf: Nach einem Porträt der neuen Chefdirigentin, Marin Alsop, ab 9.05 Uhr in den "Hörbildern" empfängt Albert Hosp im "Klassik-Treffpunkt" ab 10.05 Uhr das ganze RSO Wien im Sendesaal des ORF-RadioKulturhauses. Bei diesem "Klassik-Treffpunkt" kommt die Musik nicht aus der Konserve, sondern erklingt live vom kompletten Orchester. Das gab es in der Geschichte der beliebten Sendereihe noch nie.

Das RSO Wien schlägt einmal mehr die Brücke zwischen Wiener Klassik (Joseph Haydn) und österreichischen Zeitgenossen. Zu hören ist "The Waste Land" von Richard Dunser, der heuer ebenfalls einen runden Geburtstag - den 60. - feiert: ein Orchesterwerk, das das RSO Wien zuvor schon in Eisenstadt und Bukarest gespielt hat. Wie immer werden auch bei diesem "Klassik-Treffpunkt" Besucher/innen mit Freude empfangen.

Der "Klassik-Treffpunkt" lebt vom Wechselspiel zwischen Musik und Gespräch. Als Gäste begrüßt Albert Hosp vier Musikerinnen und Musiker des RSO Wien, Christian Muthspiel sowie den Orchesterintendanten und Autor dieser Vorschau. Mit tatkräftigem Einsatz geben die Schlagzeuger als eigenes Ensemble mit dem Namen Supercussion Vienna den Takt an. Den Taktstock hebt Christian Muthspiel, seines Zeichens Dirigent, Posaunist, Autor und Komponist der neuen Ö1 Signations. Das RSO Wien hat vor anderthalb Jahren einen Großteil dieser Signations mit ihm aufgenommen, eine Auswahl davon erklingt am Ö1 Orchestertag live im Sendesaal.

Text: Christoph Becher, Intendant des RSO Wien

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