PRIVAT
Talentestipendium
Lara Schnepf, Bildhauerei
geboren 1994 in Salzburg, lebt und studiert in Salzburg
4. September 2019, 11:31
Ver- und Entfremdung des Materials sowie Körperlichkeit sind Parameter der Veränderung meiner künstlerischen Arbeiten. Organische Formen werden zur Haut selbst. Haut und Stoff sind für mich kaum getrennt voneinander zu betrachten. Oberflächen und Wahrnehmungsflächen, welche gleichzeitig auch verräumlichte Charaktere einnehmen können. Formen wie Nasen, Ohren und Finger werden deformiert und stellen eine neue Körperlichkeit ins Zentrum, denn über das Sehen wird auch eine körperliche Erfahrung vermittelt.
Schmalzmahl (2018)
Organisches Ohr aus Gips und Latex, Gerüst besteht aus Hasendrahtzaun, PU-Schaum und Metall, 1,20 Meter hoch, 2,10 Meter lang, 1,05 Meter breit
LARA SCHNEPF
Das "Schmalzmahl" als landschaftliches Palimpsest unserer Hautstruktur ist im Gehörgang mit grüner Götterspeise gefüllt, welche dem Ohrschmalz als reinigende und schützende Funktion gleichgesetzt wird. Die amorphe Form beschäftigt sich ironisch mit Ekel. Julia Kristeva beschreibt diesen Ekel als Abjekte, indem das Dargestellte Abneigung vor bzw. von Nahrung ausdrückt. Die Ambiguität zwischen Ekel und Ironie gestaltet sich durch den weißen Gips in seiner reinen symbolischen Kraft und der organischen geschwulstartigen Ohrstruktur mit seinem Gehörgang aus Latex.
Peau #1 (2018)
Stehlampe aus PU-Schaum, roter Sprühlack, Stacheldraht, Hasendrahtzaun, Holzgerüst, 2,20 Meter hoch und ca. 1,10 Meter großen Durchmesser
LAURA SCHNEPF
"Peau #1" ist eine Haut, welche das Gegenpaar von Innen- und Außenraum darstellt, alles unter ihr beschützt und äußere Einflüsse abwehren will. Sie ist eine Schutzschicht. Überdies gleicht einer Lampe, welche mit Gedärmen in Verbindung gebracht werden und ist durch die Materialität des PU-Schaum von Innen bis zu ihrer äußeren Erscheinung ihr eigener Schutz. Der Stacheldraht symbolisiert die Verletzlichkeit, wodurch schlussendlich unsere Wunde gezeigt wird.
Ringfingerzehenwald (2019)
weiß glasierte Keramiken, Größen variieren zwischen 7 und 40 cm
LARA SCHNEPF
Und wenn wir Wald sprechen würden, dann sprächen wir Raum. Der Wald bietet uns einen Raum, in welchem wir mit unseren Sinnen kommunizieren. Wir hören die Gerüche und riechen die Geräusche. Die organischen Formen setzen den Körper mit dem Baum in Verbindung, welche mit der Natur verzweigsamen. Die weiße Glasur erinnert an eine unantastbare Reinheit der Natur bzw. an den Ursprung. Weibliches und männliches Geschlecht treffen in geschwulstartigen und phallusförmigen Gestalten auf den Keramiken zusammen.
Ausbildung
- seit 2018 Masterstudium Lehramt Bildnerische Erziehung/Französisch, Mozarteum Departement der bildenden Künste und Werkpädagogik in der Klasse der Bildhauerei (Ulrike Lienbacher), Paris-Lodron Universität Salzburg
- 2016-2017 Université de Franche Comté, Institut Supérieur des Beaux-Arts, Besançon (Erasmus-Aufenthalt)
- 2014-2018 Bachelorstudium Lehramt Bildnerische Erziehung/Französisch, Mozarteum Departement der bildenden Künste und Werkpädagogik in der Klasse der Bildhauerei (Nicole Wermers), Paris-Lodron Universität Salzburg
- 2013-2014 Aupair in Frankreich, Archamps (Haute-Savoie)
AUSSTELLUNGEN (AUSWAHL)
- 2017 SakR blø, ISBA - Institut Supérieur Des Beaux-Arts, Besançon (FR)
- Dans la Gedankenfabrik, Nocturne, Fonds Régional d’Art Contemporain (FRAC), Besançon (FR)
- CIAM4 / Shipwreck With Spectator, documenta 14, Polytechnion, Athen
- marco14, documenta 14, Kunsthochschule Kassel (Teilnahme am Film im Rahmen eines Seminars von Rainer Oldendorf, welches Athen und Kassel miteinander verknüpft, Kassel
- 2018 Anti Ego, Galerie DasZimmer, Salzburg
- Dans La Gedankenfabrik, Galerie DasZimmer, Salzburg
- Dans La Gedankenfabrik, Universitätsbibliothek Salzburg des Fachbereichs Romanistik, Mai
- Peau & Tissu, Galerie im Kunstwerk, Salzburg
- Hausgeister, Ausstellung Klasse Bildhauerei des Mozarteums in dem verlassenen Haus meiner Großmutter, Salzburg
- Immensurabel, Kunstverein, Salzburg
- 2019 Passagen der Nachbarschaft, Architekturtage 2019, Quartier Riedenburg - Salzburg
- Et Si On Parlait Forêt, Galerie im Kunstwerk, Salzburg
Arbeitsvorhaben
Mit meinem Projekt übersetze ich Sprachen auf Material. Während meiner Mongoleireise auf einem Pferd versuche ich mit den Einheimischen zu leben und einen Stoff musikalisch, handwerklich, sowie auch lyrisch zu bearbeiten. Dieser Stoff, der zugleich als unsere Haut und Wahrnehmungsfläche fungiert, wird in Salzburg auf einem von mir selbst gebauten Jurtegerüst gespannt. Dieses künstlerische nomadische Zelt dient zugleich als Ausstellungsraum, welche den Innen- und Außenraum als stets prozesshaftes Atelier in Beziehung setzt.
Übersicht
- Ö1 Talentestipendium 2019